Abstieg ins Unbekannte – Nürnbergs Untergrund ruft!

Da wir aufgrund unseres Hausbaus aktuell nicht sehr viel Zeit für weite Reisen haben, dachten wir uns, dass ein „Touristenstag“ im nahegelegenen Nürnberg ja auch einmal eine Möglichkeit wäre, etwas Neues zu entdecken. Was wir neben unserem Besuch im Untergrund noch erlebt haben, erzählen wir dir hier.

Häufig ist es ja so, dass man Sehenswürdigkeiten in der eigenen unmittelbaren Nähe irgendwie vernachlässigt, da man dort ja eigentlich jederzeit hin könnte. Lukas hat auch erst ein gutes Jahr in Coburg wohnen müssen, bis er es einmal auf die berühmte Veste geschafft hat. Aber das soll hier ja nicht das Thema sein. In diesem Beitrag wird es düster!

Den Ochsen haben wir auf der Führung auch wiedergesehen

Prolog / Im Tageslicht

Relativ spontan hatten wir uns für einen Montag entschieden, an dem alle Beteiligten freihatten.
Allerdings haben in Nürnberg viele Museen am Montag geschlossen. Ein Freund hatte die rettende Idee: Wir besuchen die Nürnberger Unterwelt!

An der Oberwelt unterwegs bekommt man davon gar nicht viel mit, aber Nürnberg hat ein extrem großes Kellernetzwerk. So sind etwa 25 Quadratkilometer der Innenstadt größtenteils unterkellert. Historisch bedingt sind viele der Keller im Mittelalter entstanden, damit Brauereien das untergäriges Bier in einem kühlen Umfeld herstellen können. Einige der Felsengänge sind bereits über 700 Jahre alt und etwa 20 Meter unter der Erde.

Bevor es in die Kellerwelt ging, haben wir uns zuerst noch im Café Pique Nique zur Stärkung etwas Gebäck und einen Kaffee gegönnt. Wir waren das erste Mal dort, aber die Gebäckstücke haben uns auf jeden Fall überzeugt und wir gehen gerne noch einmal dorthin, um einige andere Köstlichkeiten zu probieren.

Anschließend spazierten wir noch in einer kurzen Runde durch den Handwerkerhof in der Nähe des Hauptbahnhofs und dann machten wir uns auf den Weg zum Treffpunkt. In der Nähe des Albrecht Dürer Denkmals. Wir hatten vorab einen Zeitslot reserviert. Das würden wir auch jedem Empfehlen, denn obwohl es am Montag am späten Nachmittag war, gab es genug Interessierte, sodass unsere Gruppe sogar etwas größer als normalerweise war.

Untergrund
Hier finden auch Theater-und Musikaufführungen aufgrund der guten Akustik statt

Der Abstieg in den Untergrund

Es ging eine steile Treppe hinab in die unterirdischen Keller. Die Führung begann an einer Fotowand mit der historischen Entwicklung der Keller. Unser Guide erzählte uns, dass viele der Keller im Zweiten Weltkrieg zu Bunkerschutzräumen umgebaut wurden. Das war auch nötig, da Nürnberg eine der Städte war, die am stärksten zerstört wurden.


Mit dem erhöhten Aufkommen der Autos wurden viele Keller zum Ende des 20. Jahrhunderts zu Tiefgaragen ausgebaut. Dennoch gibt es auch heute noch viele Keller unter den Häusern, die miteinander verbunden sind. Die beiden größten Gebiete sind auch heute noch im Zuge von Führungen zu besichtigen. Zudem gibt es Sonderführungen für spezielle unterirdische Räume. Dazu gehören die Lochgefängnisse unter dem Rathaus oder der Kunstbunker, der im Rahmen einer Bunkerführung besichtigt werden kann.

Von da an ging die ca. 45-minütige Führung dann richtig los. Wir durchquerten mehrere Kellerebenen, in einigen waren die Decken nicht einmal zwei Meter hoch, in anderen Gewölben war die Decke fast vier Meter hoch.

Damit die Temperatur für das Bierbrauen auch im Sommer einigermaßen konstant gehalten werden konnte, wurde viel Eis über Rutschen im Winter eingelagert. Der Bedarf an Eis wurde durch Anlegen von Eisweihern vor der Stadt gedeckt, welches die Bauern im Winter dann lieferten und von Oben in die Bierkeller warfen.

Mit der Erfindung der Kühlschränke und Kühlaggregate verließen die Bierbrauer relativ zügig die dunklen Kellergänge, da sie jetzt auch an der Oberfläche keine Probleme mehr mit schwankenden Temperaturen hatten. Den frei gewordenen Untergrund hat dann eine Gurkenfirma für sich entdeckt, da sie hier ihre Gurken einlagern konnte.

In den Gängen gibt es auch immer noch Wasser, welches durch den Sandstein dringt. Zusätzlich wurde eine unterirdische Wasserzufuhr gebaut. Das Wasser wurde durch ausgehöhlte Baumstämme von außerhalb der Stadt in die Kellergänge transportiert. Heute werden die Keller hauptsächlich als Touristenattraktion genutzt. Es gibt noch einige Kellerabteile, die vergittert sind. Hinter diesen wird beispielsweise Schnaps aufbewahrt.

Wir erfuhren noch einiges mehr, beispielsweise was ein Hexagramm mit dem Bierbrauen zu tun hat, aber alles von der Führung wollen wir natürlich nicht verraten. Sonst würde dich ein Besuch dort ja langweilen. Wir kamen wieder im Keller einer Brauerei an die Oberfläche, was uns zum Abschluss der Tour brachte.

Epilog / zurück an der Oberfläche

Die letzten 10-15 Minuten der Tour durch Nürnbergs Untergrund fand an der Oberfläche statt. Die Hausbrauerei Altstadthof ist nämlich ein Partner der historischen Felsgänge Nürnberg. So bekamen wir (als Werbung natürlich) noch eine kurze Brauereiführung sowie einen Blick in das Whiskylager. Hier kann man nämlich ab ca. 1.600 Euro seinen eigenen Whiskey im Fass einige Jahre reifen lassen. Das ist zwar nicht ganz unsere Preisklasse, aber war dennoch ganz interessant. Weitere Infos zum MyWhisky der Hausbrauerei Altstadthof findest du hier.

Anschließend konnte man in der Hausbrauerei natürlich noch einkehren und einige der Hausmarken (Bier und Schnaps) probieren oder aus dem Hof wieder zurück in die Innenstadt gehen.

Pique Nique

Fazit

Die Führung war vom Informationsgehalt sehr interessant. Tatsächlich hatten wir uns von den Kellergewölben selbst etwas mehr erwartet. Es war am Ende einfach ein riesiger Sandsteinkeller. Optische Highlights gibt es natürlich keine. Allerdings hat unser Tourguide die Führung sehr witzig und lebendig gestaltet, dass uns die Führung sehr viel kürzer vorkam und wir gut unterhalten waren. Für den Eintrittspreis von 12 Euro pro Person kam uns die Führung daher angemessen vor. Gerade wenn man bedenkt, dass Montag viele Museen geschlossen haben, ist eine dieser Untergrundführungen (Felsengänge, Lochgefängnisse oder Bunker) eine tolle Alternative.

Wir hoffen, dass dir dieser Beitrag gefallen hat. Vielleicht stattest du ja der Nürnberger Unterwelt auch bald einmal einen Besuch ab.

Bis bald!
Lukas und Julia


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