Über den Wolkenpass zu den Seidenlaternen
Auch diese Woche heißt es wieder Xin chào zusammen,
An unserem nächsten Zielort gab es viele abwechslungsreiche Orte zu erkunden. Wir waren am Strand, in den „Bergen“ und haben sogar einige Ruinen besucht. Hinzu kommt noch ein fantastisches Handwerk, für das dieser Ort berühmt ist und von dem du vielleicht sogar schon einmal gehört hast. Aber bevor es damit losgeht, verraten wir dir, wie wir überhaupt dorthin gekommen sind. Schon die Aussicht aus dem Fenster während der Fahrt war ein Genuss.
Das nächste Ziel auf unserer Reiseroute war Hoi An. Hierfür sind wir einmal mehr mit dem Zug gefahren, dieses Mal dauerte die Fahrt jedoch nur etwa fünf Stunden (absolut kein Problem mehr). Obwohl auch hier wieder ein Bett im „Sleeper-Train“ möglich gewesen wäre, haben wir uns diesmal für Sitzplätze entschieden. Die Route war jedoch etwas ganz Besonderes, da ein Teil der Strecke über den Wolkenpass führt.
In der Landessprache auch als Hai Van Pass bezeichnet, was sich ungefähr mit Wolkenpass übersetzen lässt, ist dieser Streckenabschnitt für seine besondere geografische Lage direkt am Meer sowie entlang des Annimitischen Gebirges, das Zentralvietnam durchzieht, bekannt. Den Namen hat dieser Pass aufgrund der Wetterbedingungen in dieser Region bekommen. Häufig bilden sich durch die Meereswinde, die auf die Berge treffen, Wolken und verleihen dem Pass ein malerisches Aussehen.
Für Autofahrer führen Wolken und Nebel jedoch zu einer beschränkten Sicht, daher ist dieses Naturschauspiel mit Vorsicht zu genießen. Theoretisch hätten wir auch mit einem Reisebus fahren können, aber der Zug erschien uns für einen ähnlichen Preis luxuriöser, da man hier auch einmal aufstehen und etwas herumlaufen kann.
Die Sitzplätze hatten genügend Beinfreiheit, es fuhr alle 30-40 Minuten ein Speisewagen durch, bei dem man Snacks und Getränke kaufen konnte und es gab sogar an jedem Platz USB-Steckdosen, an denen man sein Handy laden konnte. Soweit verlief die Fahrt ohne Probleme. Einmal standen wir jedoch eine halbe Stunde, da wir einen Zug auf der Gegenfahrbahn passieren lassen mussten. Als der Zug etwas ruhig stand, sind auf einmal einige winzig kleine Kakerlaken herumgekrabbelt, diese sind jedoch schnell wieder verschwunden, als der Zug sich erneut in Bewegung setzte.
Wir hatten auf der Zugfahrt übrigens keinen Nebel, ganz untypisch für den Namen des Wolkenpasses. Es ist zu empfehlen, wenn man vom Norden Vietnams in Richtung Süden fährt, einen Sitzplatz auf der linken Seite am Fenster zu buchen. So kann man die beste Aussicht genießen. Der Zug endete übrigens in Da Nang, wir fuhren dann noch für etwa 16 Euro eine knappe Dreiviertelstunde von weiter nach Hoi An. Der Fahrer wurde von unserer Unterkunft in Hoi An organisiert. Zugtickets haben wir über die englischsprachige Website Baolau gebucht. Alternativ hätte man auch über 12goasia buchen können. Diese Website verfügt über eine deutsche Übersetzung, aber die Preise waren hier meist etwas teurer. (Links zuletzt geprüft am: 04.06.2023). Hier seht ihr einige Eindrücke der Strecke.
Ersteindruck der Stadt
Direkt nachdem wir in der Unterkunft eingecheckt waren, machten wir uns auf den Weg in die berühmte Altstadt von Hoi An, welche 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Sie ist eine der wenigen größeren Städte des Landes, die im Vietnamkrieg nicht zerstört wurden. Da dieser Ort mit seinem Hafen früher an der alten Handelsroute der Seidenstraße lag, siedelten sich hier viele Landsleute aus China und Japan an. Später kamen auch europäische Handelsniederlassungen dazu. Läuft man durch die Stadt, bemerkt man den Einfluss vieler Nationalitäten auf die vietnamesische Architektur.
Auch wenn hier viele Touristen unterwegs waren, gefiel uns dieser Teil Vietnams richtig gut. Man musste nur beachten, dass man morgens und Abends seine Vorhaben erfüllt, da es mittags so heiß und schwül war, dass viele Geschäfte geschlossen hatten und man selbst nur vom herumstehen im Schatten zu schwitzen begann. Abends hat es (natürlich) auch hin und wieder geregnet, sodass wir uns gleich am ersten Abend ein paar Regencapes gekauft hatten. (Das hätten wir auch schon früher tun sollen).
Dennoch hatte die Altstadt einen ganz besonderen Charme. Es gibt natürlich viele Läden, die Souvenirs und Andenken verkaufen, allerdings gibt es hier auch viele Schneidereien, die damit werben, Klamotten beim Kauf in Windeseile an die Körperform anzupassen. Hoi An ist bekannt für seine maßgeschneiderte Kleidung. Zudem findet man fast überall die berühmten Seidenlaternen, die du vielleicht schon einmal auf Bildern gesehen hast. Wenn es dunkel wird, sieht man die Laternenstände aufleuchten und viele Touristen lassen sich davor (natürlich gegen ein Trinkgeld) fotografieren oder kaufen einige Laternen als Mitbringsel. Gerade Abends hat es sich also gelohnt, durch die kleinen Gassen und Nachtmärkte zu streifen.
Sehenswürdigkeiten
Natürlich gibt es in und um Hoi An noch mehr zu sehen, als die historische Altstadt und ein paar Laternen. Die alte Hafenstadt liegt (logischerweise) direkt am Meer. So haben wir also das erste Mal auf unserer Reise zwei Strandtage am Cua Dai Beach verbracht. Auch wenn es sich oft wie Urlaub anhört, sind wir doch viel damit beschäftigt, zu Sehenswürdigkeiten oder neuen Orten zu reisen und die weitere Reise zu planen. In der Altstadt gibt es übrigens auch eine japanische Brücke mit dem Namen Chùa Cầu. Man konnte zwar darüber laufen, viel sah man jedoch nicht, da sie (ähnlich wie der Kaiserpalast in Hue) gerade restauriert wurde und daher der Blick vom Fluss auf die Brücke mit einem Sichtschutz blockiert wurde.
Unabhängig davon sind am nächsten Tag (natürlich mit dem Roller) in die Marmorberge gefahren. Auch bekannt als Ngu Hanh Son oder die Marble Mountains liegen sie zwischen Hoi An und Da Nang. Neben der natürlichen Schönheit der Berge wird ihnen auch eine große spirituelle Bedeutung zugemessen. So wird jedem der fünf Gipfel ein anderes vietnamesisches Element zugewiesen: Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Daher befinden sich dort auch viele Tempel und Pagoden, die wir auf unserem Ausflug besucht haben.
Etwa eine Stunde Fahrt von Hoi An entfernt, befindet sich die Ruinenstadt My Son es ist ein bedeutender historischer Ort in Vietnam, der Einblicke in die Cham-Kultur, die Architektur und die religiöse Praxis des Champa-Königreichs bietet. Die Tempel wurden zwischen dem 3. und dem 14. Jahrhundert erbaut und dienten als Verehrungsort für die Hindugottheit Shiva, die als Zerstörer und Erneuerer gesehen wird. Im Lauf der Jahrhunderte wurde viel von der Ruinenstadt durch Naturkatastrophen und Kriege zerstört. So findet man zum Beispiel heute noch an einigen zerstörten Tempeln Bombenkrater aus dem Vietnamkrieg.
Da wir unabhängig mit dem Roller anreisen konnten und (aufgrund der hohen Temperaturen am Nachmittag) relativ früh losgefahren sind, konnten wir den Touristenmassen entgehen, die kurz vor der Mittagszeit scharenweise in Bussen angekarrt wurde. Die Ruinen waren noch einmal völlig anders, als die Tempel und Pagoden, die wir bisher aus Vietnam kannten. Lukas fühlte sich etwas an die Tempel in Angkor Wat in Kambodscha erinnert. Durch die geografische Nähe hatten scheinbar auch die Khymer (Das Volk, dass die Tempel in Angkor Wat baute) einen gewissen Einfluss auf diese Architektur. Dieser Ort war besonders interessant, da er ganz anders war, als der bisherige Teil Vietnams, den wir kennengelernt hatten.
Da wir immer noch etwas von der Zeit aufholen mussten, die wir länger in Tam Coc (der Ort neben Ninh Binh) geblieben sind, hatten wir auch hier einen Tag weniger als eigentlich eingeplant. Dennoch haben wir alles geschafft, was wir ansehen wollten und konnten fast jeden Tag durch die malerische Altstadt schlendern.
Kulinarik
Auch Hoi An hat eine kulinarische Besonderheit. Hier gibt es Cao Lao. Das ist eine Nudelsuppe, die uns viel besser als die gut bekannte Pho-Suppe schmeckte. Außerdem gab es an den Streetfood-Ständen in der Altstadt viel Verschiedenes zu entedecken. Natürlich gab es auch hier wieder Banh Mi zu essen, aber wir probierten auch vegetarischen Reispapierkuchen und Bao Minh, eine regionale Süßigkeit, ähnlich wie das japanische Mochi. Theoretisch hätten wir auch noch Tintenfisch-Tentakel am Spieß oder gegrillten Frosch essen können, hier waren wir aber etwas vorsichtiger. (Wer weiß wie lange das Zeug da schon fertig zubereitet liegt).
Außerdem haben wir nur eine Straße weiter von unserer Unterkunft entfernt einen kleinen Stand entdeckt. Dieser Bestand nur aus zwei niedrigen Tischen und ein paar ebenso niedrigen Plastikhockern. Die Besitzerin hat sich jedes Mal sehr gefreut, wenn wir vorbeikamen (wir waren fast jeden Tag dort, da sie so nett war und Preis/Leistung einfach unglaublich gut war). Wir tranken dort jeden Tag einen Eiskaffee und einen Zuckerrohrsaft. Hatte sie mal kein Zuckerrohr am Stand, ging die Dame einfach kurz um die Ecke und erntete mit der Machete ein paar Stäbe aus ihrem Garten. Frischer gehts nicht! Für zweimal Kaffee und Zuckerrorsaft haben wir hier übrigens nicht einmal einen Euro gezahlt.
Am letzten Abend hat Lukas noch etwas von einem Streetfood-Stand gekauft. Es war eine Art gegrilltes Mettbrötchen mit scharfer Soße. (Hat man davor gar nicht so gut erkannt). Das war auch lecker.
Weitere Eindrücke von Hoi An
Hoi An war tatsächlich der Ort, an dem uns die Stadt selbst in Vietnam bisher am besten gefallen hat. Es hat den Charme einer Kleinstadt trotz der vielen Touristen irgendwie bewahrt und wir fanden es sehr gemütlich, durch die Straßen der Altstadt zu schlendern. Es ist nicht so viel los wie in Hanoi, nicht so modern wie Hue und trotzdem ist etwas mehr geboten, als in Cat Ba und Ninh Binh. Für uns war es diese Mischung, die den Aufenthalt so angenehm gemacht hat. Daher gibt es hier natürlich noch ein paar weitere Eindrücke von Hoi An.
Nächste Woche erreichen wir unser letztes Ziel in Vietnam. Es bleibt also spannend, wie es weitergeht 🙂
Bis dann!
Julia und Lukas