12. Ziel: Hue

Die alte Kaiserstadt am Parfümfluss

Xin chào liebe Leser,

wir sind nach der bisher längsten Zugfahrt unseres Lebens in Hue angekommen. In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie die Fahrt in einem „Sleeper-Train“ war, was Hue für eine Stadt ist und woher der Parfümfluss seinen Namen hat. Viel Spaß beim Lesen.

Wie bereits angekündigt, haben wir (nachdem Julia wieder genesen war) erneut eine Zugfahrt von Ninh Binh nach Hue gebucht. Die Zugfahrt dauerte gute elf Stunden und wir haben uns für einen Platz im „Sleeper-Train“ entschieden. Das besondere hier ist, dass man ein Bett in einer Vier- oder Sechspersonenkabine mietet und sich während der langen Zugfahrt (mehr oder weniger) bequem eine Mütze voll Schlaf holen kann. Natürlich kann man auch mit dem Nachtbus fahren.

Zugfahren in Vietnam

Die meisten Backpacker wählen die Zugverbindung über Nacht, das bedeutet, dass sie um ca. 22 Uhr mit dem Zug starten und am Vormittag des nächsten Tages in Hue ankommen. Wir haben jedoch häufig gesehen, dass Reisende, die diese Zugverbindung nutzten, sehr lange Wartezeiten bei der Abreise hatten (z.B. wenn man bereits Vormittags aus seiner Unterkunft auschecken muss). Zudem erschien es uns auch unpraktisch, Vormittags mit dem ganzen Gepäck in Hue anzukommen und dann noch zu warten, bis das Hotelzimmer bezugsfertig ist. Daher haben wir uns dafür entschieden, den Zug um 8 Uhr morgens zu nehmen, sodass wir gegen 19 Uhr in Hue ankamen. Nach einer kurzen Taxifahrt waren wir dann auch im Hotel und soweit hat alles gut funktioniert. Damit haben wir zwar einen Tag in Vietnam verloren, aber wir sind ja auch eher gemütlich in diesem Land unterwegs, daher war das kein Problem und der Check-out in Ninh Binh bzw. der Check-in in Hue war deutlich einfacher.

 

Zur Zugfahrt in Vietnam lässt sich generell sagen, dass der Bahnhof in Ninn Binh nur zwei Gleise hatte, daher war es eigentlich kaum möglich, dass man in den falschen Zug einsteigt. Wir hatten ein 6er-Abteil (da die 4rer ausgebucht waren), aber nach zwei Stunden stiegen die anderen Personen aus und wir hatten den Rest der Fahrt das Abteil für uns alleine. Die Betten waren relativ kurz, sodass Lukas mit seinen 1,80 m gerade so ausgestreckt darin liegen konnte. Die Decken im Abteil waren vermutlich von anderen Gästen bereits benutzt und nachdem sie ausgestiegen sind wieder ordentlich zusammengelegt und für den nächsten platziert worden. Wenn man hier etwas empfindlich ist, kann man darunter in einen dünnen Seidenschlafsack schlüpfen. (Wir haben immer einen von Backpackers Journey* dabei.) Ihr benötigt aber vermutlich eine Decke, da die Klimaanlage im Zugabteil gefühlt auf Eiszeit steht. Wir hatten sogar unsere Jacken angezogen, weil es im Abteil so kalt war. Von Kakerlaken und anderem Ungeziefer haben wir bei unserer Vorabrecherche zwar gelesen, aber während unserer Fahrt nichts gesehen.

Ersteindruck der Stadt

Nachdem Tam Coc ja eher ein touristisches Dorf war, kam in Hue wieder etwas Großstadtfeeling auf. Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns direkt auf die Suche nach etwas zu essen. Auf dem Weg stießen wir bereits auf einige Bars und Clubs, die wir sowohl in Tam Coc als auch in Cat Ba eher selten gesehen haben. Wenn man in Vietnam feiern gehen möchte, ist man hier auf jeden Fall bisher am besten aufgehoben. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass die Preise in Vietnam steigen, je weiter man in den Süden reist.

Nach dem Abendessen sind wir noch etwas weitergelaufen und haben die Neonbridge besichtigt. Eine lange Brücke, die in variierenden Neonfarben die ganze Nacht beleuchtet wird. Sie verläuft über den bekannten Parfümfluss. Dieser hat seinen Namen übrigens aufgrund des Phänomens, dass vor allem während der Regenzeit viele Blüten, Bäume und Kräuter ihren Duft am Fluss verströmen und so zu seinem besonderen Aroma beitragen.

Neonbridge

Sehenswürdigkeiten

Wie bereits oben erwähnt, haben wir uns die Neonbridge gleich am Ankunftstag angesehen.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit hier ist die Kaiserliche Zitadelle. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe ist die frühere Residenz der Kaiser aus der Nguyen-Dynastie. Zudem ist sie nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking, China erbaut.
Zuerst einmal muss man sagen, dass wir die Größe der Zitadelle unterschätzt haben. Wir hatten etwa eine Stunde hierfür eingeplant, dennoch hätten wir auch zwei Stunden hier verbringen können. Da es allerdings nach einer guten Stunde zu gewittern anfing, (das Wetter mal wieder) haben wir etwa ein Viertel der Anlage nicht gesehen und den Besuch abgebrochen. Der Eintrittspreis war mit ca. 200.000 VND (ca. 8 Euro) für Vietnam verhältnismäßig teuer. Wir waren auch etwas enttäuscht, da viele Gebäude baufällig oder auch im Krieg zerstört wurden und wenig vom alten Glanz erhalten war. Außerdem wurde der Hauptpalast derzeit restauriert. Daher war er größtenteils blickdicht abgeschirmt. Gerade dass einige Bauwerke hinter Gerüsten und Sichtschutz weder betreten noch angesehen werden konnten und am Eingang nicht einmal mit einem Schild darauf hingewiesen wurde und dennoch der volle Eintrittspreis verlangt wurde, hat uns etwas geärgert.

Um Hue gibt es zudem auch einige Kaisergräber, die man besuchen kann. Insgesamt sind es sieben an der Zahl. Wir haben in unserem Hotel gefragt, welches das Sehenswerteste ist und uns wurde das Grab von Tu Duc, dem vierten Kaiser der Nguyen-Dynastie empfohlen.
Sollten wir davon massiv beeindruckt sein, hätten wir noch ein oder zwei Gräber mehr besucht. Bisher hatten uns die von Menschenhand erbauten Sehenswürdigkeiten in Vietnam nämlich noch nicht umgehauen. Die Tempelanlage war ebenfalls riesig (es ist auch das größte der Gräber) und wurde bereits vom Kaiser persönlich zu seinen Lebzeiten geplant. Wie bereits erwartet, war die Grabstätte zwar ganz nett, aber dennoch fehlte auch hier der Wow-Effekt. Die Pavillons und Grabstätten waren vom Stil her recht ähnlich denen des Kaiserpalastes. Müssten wir uns noch einmal entscheiden, würden wir die Grabstätte vielleicht sogar dem Kaiserpalast vorziehen, dennoch sah es recht ähnlich aus.

Kurzer Fakt zu Du Tucs Kaisergrab: Es gibt mehrere sehr ähnlich aussehende Gräber in der Anlage für den Kaiser und seine Frau. Dies diente dazu, Grabräubern Angriffe zu erschweren, da man nicht genau weiß, in welchem der Gräber Du Tuc nun wirklich beerdigt wurde.

Zur Vollständigkeit gibt es hier noch eine kurze Auflistung der sieben Kaiser, deren Grabstätten man besichtigen kann:

  • Minh Mang
  • Tu Duc (hier waren wir)
  • Khai Dinh
  • Gia Long
  • Dong Khanh
  • Thieu Tri
  • Duc Duc

Außerdem besuchten wir einen verlassenen Wasserpark namens Ho Thuy Tien. Eine halbe Stunde Rollerfahrt von Hue entfernt, kamen wir an diesen „Lost Place“, der mittlerweile dennoch aufgrund seiner surrealen Atmosphäre einige Bekanntheit erlangt hat. Der Wasserpark wurde nie eröffnet. Als mögliche Gründe hierfür wurden Behördenkonflikte, mangelnde Nachfrage und auch finanzielle Schwierigkeiten der Investoren genannt. So blieb der Park unvollendet und als Herzstück der Anlage findet man einen riesigen Drachen, der sich um eine Kuppel schlingt mitten in einem See.
Die Anlage betritt man natürlich auf eigene Gefahr, da hier nichts mehr gewartet wird oder ähnliches. Dennoch waren ein paar Touristen aber auch Vietnamesen hier um Fotos oder einfach ein Picknick zu machen. Der Betonboden wirkte recht stabil, daher machten wir uns keine Sorgen, dass die Konstruktion uns tragen kann.
Da wir zuvor im Internet gelesen haben, dass am Haupteingang häufig einige „Wachleute“ stehen, darauf hinweisen, dass die Anlage gefährlich ist und zusätzlich ein kleines Bestechungsgeld als Eintritt verlangen, haben wir über Google Maps eine der vielen Seitenstraßen gewählt. Mit dem Auto muss man dort am Tor stehen bleiben und noch ein gutes Stück laufen. Mit dem Roller konnten wir einfach durch die kaputte Absperrung hindurchfahren. Natürlich gab es auch am Parkplatz im Waldstück neben dem Drachen ein paar Vietnamesen, die etwa 20 Cent Parkgebühren verlangten, aber das hat unser Budget gerade noch hergegeben. Dafür wurden wir mit einem ganz besonderen Anblick belohnt. (An dieser Stelle am besten einen Blick in die Galerie unten werfen.) Was wir nicht besucht haben, war die siebenstöckige Thien Mu Pagode, da wir in Japan bereits genügend Pagoden besucht hatten.

Wir hatten in Hue nur drei volle Tage Aufenthalt, da wir am vorherigen Ort ein paar Tage länger bleiben mussten. Daher haben wir gar nicht viel mehr geschafft anzusehen, ohne in Stress zu verfallen. Natürlich hätten wir noch ein weiteres Kaisergrab oder die Thien Mu Pagode irgendwie in den Tag hineinquetschen können, aber aus bereits genannten Gründen (genügend Pagoden gesehen und das eine besichtigte Kaisergrab nicht allzu beeindruckend), haben wir uns dagegen entschieden. Der Besuch des verlassenen Wasserparks war hingegen ein richtiges Abenteuer.

Kulinarik

Da wir Julias Magen noch etwas Erholungszeit gönnen wollten, waren wir in Hue nicht ganz so experimentierfreudig. Meistens gab es gebratenen Reis. Lukas hat dennoch ein paar regionale Spezialitäten versucht. Zum einen die Bun Bo Hue, eine herzhafte Rindfleischnudelsuppe, die ähnlich wie in Deutschland schmeckt, aber mit Zitronengras und Kräutern gewürzt war. Außerdem haben wir gedünstete Klebreispfannkuchen versucht. Diese haben zwar etwas glibbrig geschmeckt, aber dennoch interessant. Da sie mit Shrimppaste gewürzt waren, hatten sie allerdings einen recht starken Fischgeschmack.

Weitere Eindrücke von Hue

In Hue findet man alles, was das Touristenherz begehrt. Es gibt viele Bars, Kneipen und Clubs, in denen sich gut Feiern lässt, allerdings gibt es auch einige ruhigere Straßen, in denen man entspannt etwas essen oder trinken kann. Wer in die Kultur des Landes eintauchen möchte, ist hier bei der Kaiserstadt und den Kaisergräbern genau richtig aufgehoben. Spannend fanden wir auch, dass an einem Samstag die Straße einfach abgesperrt wurde und eine Band mitten auf der Kreuzung ein Konzert gab. In die Straßen um die Band herum wurden Straßenstände aufgebaut und man konnte dort Souvenirs und andere Kleinigkeiten kaufen. Jedoch waren hier nicht nur Touristen, sondern auch viele Einheimische unterwegs. Da wir nur sehr kurz hier waren, wissen wir nicht, ob das jedes Wochenende gemacht wird oder ob wir einfach Glück mit dem Zeitpunkt hatten. Wir waren allerdings froh, dass unser Hotel ein paar Straßen weiter weg war, denn die Band war wirklich SEHR laut. Trotzdem war diese Stadt eine schöne Abwechslung zu unseren beiden letzten Aufenthalten.

Was denkst du bisher von Vietnam? Wir haben bisher häufig darüber diskutiert, ob wir dieses Land noch einmal bereisen würden, da sich hier zwar einfach reisen lässt, aber auch nicht immer alles einwandfrei funktioniert.
Lass gerne einen Kommentar mit deiner Meinung da 🙂

Bis nächste Woche!

Lukas und Julia

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