Die trockene Halong Bucht
Hallo!
Das dritte Ziel unserer Vietnamreise hat uns etwas aus der Bahn geworfen. Das kann man sogar fast wörtlich nehmen. Wieso das passiert ist, erfährst du weiter unten im Text. Außerdem ist Lukas auf einer kleinen vietnamesischen Geburtstagsfeier gelandet 🙂
Da wir die ersten Tage nicht viel machen konnten, haben wir den Textblock in „Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse in Tam Coc“ unbenannt.
Tatsächlich ist der Beiname von Ninh Binh „trockene Halongbucht“ etwas irreführend, da es hier unzählige Flüsse und bewässerte Reisfelder gibt. Mit „trocken“ ist hier also keine wüstenähnliche Trockenheit gemeint, sondern eher, dass man nicht mitten auf dem Meer in einem richtigen Schiff herumfährt. Eine Bootstour auf einem der vielen Wasserwege tut es hier auch.
Von unserem letzten Aufenthalt in Cat Ba (Halong Bay) sind wir mit dem Bus weiter nach Ninh Binh gefahren. Um genau zu sein, sind wir in einem kleinen Nebenort von Ninh Binh gelandet. Dieser hieß Tam Coc. Diesmal mussten wir nicht so häufig umsteigen und konnten direkt mit dem Bus auf die Fähre fahren, die uns zum Festland übersetzte. Insgesamt waren wir etwa viereinhalb Stunden unterwegs. 45 Minuten Fahrt durch Cat Ba, 30 Minuten mit der Fähre und dann noch einmal drei Stunden (mit einer 20-minütigen Pause auf dem halben Weg) auf dem Festland.
Gebucht hatten wir die Weiterreise wie schon zuletzt über Goodmorningcatba, da wir die Kontaktdaten unseres Ansprechpartners noch hatten und sehr zufrieden waren. Da in ihrem Bus kein Platz mehr frei war, wurde für uns netterweise für den gleichen Preis direkt bei CatbaDiscovery für uns ein Platz gebucht. Die Kommunikation funktionierte einfach und problemlos über Whatsapp. (Links zuletzt geprüft am 23.05.2023)
Ersteindruck der Stadt
Vorab noch einmal: Wir sind zwar durch Ninh Binh gefahren, aber unsere Unterkunft lag im ca. 15 Minuten entfernten Tam Coc. Natürlich hat es bei unserer Ankunft auch ordentlich geregnet und die Gasse, in der unsere Unterkunft lag, war zu eng für Autos, sodass wir unsere Rucksäcke erst einmal im halbdunkel durch den Regen schleppten. Mit nassen Füßen kamen wir dann in unserer Unterkunft an und haben erst einmal warm geduscht. Im Anschluss gingen wir noch etwas essen. Mittlerweile nieselte es nur noch leicht. Wir haben ein nettes kleines Restaurant gefunden. Die Besitzerin hatte eigentlich einen Supermarkt, aber davor standen zwei Tische, an denen sie auch Gäste bediente. Sie hat sich sehr über unseren Besuch gefreut, da die Lage doch etwas abseits der Hauptstraße war. Während wir auf das Essen warteten, spielten zwei junge Katzen unter unserem Tisch miteinander und ließen sich auch ab und zu streicheln. Der Ersteindruck von diesem Ort war, dass es hier scheinbar mehr Touristen gibt als in Cat Ba, aber der Ort selbst noch einmal kleiner und auch gemütlicher ist.
Überhaupt scheint es, dass die vietnamesischen Häuser fast alle so konstruiert sind, dass man im Erdgeschoss einen Laden hineinbauen kann. Viele Häuser verkauften daher Lebensmittel, Andenken, Elektronik, Kleidung, etc. und im Stockwerk darüber schien die Familie zu wohnen. Häuser, die keinen Laden hatten, gab es zwar auch, waren jedoch nicht so häufig anzutreffen. Das war bereits in Hanoi sehr ähnlich. In Cat Ba hat man allerdings gemerkt, dass auch viele Hotels extra für die Touristen gebaut wurden, daher hielt sich diese Bauweise hier etwas in Grenzen. In Tam Coc gibt es eher Homestays, bei denen man auf einem Grundstück (oder im selben Haus) mit einer ganzen vietnamesischen Familie lebt.
Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse in Tam Coc
Das Wetter hat uns leider etwas ausgebremst. Da man diesen Ort vor allem wegen seiner Natur besucht und es die ersten beiden Tage in Strömen geregnet hat, haben wir gefühlt jedes Café im Ort besucht und dort Karten gespielt (Kaffee ist in Vietnam zum Glück sehr günstig, daher war das kein Problem für unser knapp kalkuliertes Budget).
Klar, kann man auch bei Regen auf einen Aussichtspunkt wandern, aber gesehen hätten wir da wohl nicht viel. Wir haben darauf gewartet, dass es endlich besser wird, damit wir unsere Entdeckungstour starten konnten. Tam Coc wird nicht umsonst die trockene Halong Bucht genannt.
Die ersten beiden Tage nach unserer Ankunft regnete es fast ununterbrochen und in Strömen.
Am dritten Tag klarte es endlich auf und wir konnten starten!
Da wir noch etwas vorsichtig waren, starteten wir mit einer kleinen Wanderung entlang einer Straße in Tam Coc machen. Wir liefen gute zwei Kilometer bis zu einem Restaurant namens Thung Sen, welches mit einem kostenlosen Aussichtspunkt geworben hatte. Die Landschaft bis dorthin war sehr schön und wir liefen an Reisfeldern, Flüssen und einigen kleinen Tempeln vorbei. Der Aussichtspunkt selbst war etwas enttäuschend. Man musste ein ordentliches Stück geklettert werden. Lukas kletterte die Wand auch (obwohl er nur Flipflops trug!) bis zur ersten Ebene hinauf. Als der Weg immer schlechter wurde, dreht er allerdings doch um. Einige wagemutige Kletterer (mit besserem Schuhwerk) sahen wir auf einem Felsen ein paar Meter weiter oben, aber auch einige Touristen mit festen Schuhen fanden das Klettern über die erste Ebene hinaus etwas zu riskant.
Wir empfehlen übrigens, NICHT mit Fipflops oder anderen „weichen“ Schuhen (z.B. Crocs) klettern zu gehen, deshalb ist Lukas auch wieder umgedreht, als er merkte, dass das Gelände zu schlecht für seine „Ausrüstung“ wird.
Was wir in der trockenen Halongbucht definitiv empfehlen können, ist eine Bootstour. Entweder steigt man direkt am Anleger in Tam Coc in ein Ruderboot oder man macht es so wie wir und fährt nach Trang An. Dort werden mehrere Bootsrouten angeboten. Jede der drei Routen kostet 200.000 VND pro Person (=ca. 8 Euro). Nach einiger Internetrecherche (z.B. auf Tonytravels, Link zuletzt geprüft am 23.05.23) haben wir uns für Route 3 entschieden, da uns diese am besten gefallen hat. In Trang An fahren immer mindestens drei bis vier Personen in einem Ruderboot mit. So hatten wir einen neuen Reisenden aus Vancouver kennengelernt. Er hieß Shehan und war Anfang 30. Da Lukas bereits in Vancouver war und Shehan auch schon einmal in Deutschland, hatten die beiden direkt einen Draht zueinander und wir gingen nach der Bootstour auch noch gemeinsam etwas essen.
Zuerst einmal eine kurze Aufzählung, was uns wir auf der Route 3 alles gesehen haben:
- Trinh Temple
- Dot Cave
- May Cave
- Suoi Tien Temple
- Dia Linh Mountain
- Dai Cave
- Hanh Cung Vu Lam Tempel
Die Dot Cave ist übrigens die längste Höhle in der Region. Man fährt auf dem Ruderboot über einen Kilometer unter den riesigen Felsen hindurch. Aber keine Angst, man muss nicht alles selbst machen. Ein erfahrener Ruderer steht einem zur Seite. Allerdings muss man auf den geraden Strecken auch zur Unterstützung selbst zum Ruder greifen. Unser „Guide“ war eine 46-Jährige Vietnamesin (auch hier kann ich den Namen wieder nicht aussprechen oder richtig schreiben, sorry :D). Respekt an die Dame, dass sie diese 2-3 Stündige Tour mehrmals pro Tag durchrudert. Dafür hab ich auch ein Bild von Ihr als Titelbild verwendet.
Übrigens war die Landschaft, die wir während unserer Bootstour erkundet haben, bereits häufig in Filmen zu sehen. Zum Beispiel in dem Film „Kong – Skull Island“ von 2017.
Zumindest zwei Tage lang konnten wir etwas unternehmen, denn Julia hatte sich danach eine ordentliche Magenverstimmung zugezogen. Jetzt war also das Wetter gut, aber einer der Zweikoffer fiel leider aus.
Tatsächlich wollte ich (Lukas) Julia auch nicht zu lange alleine lassen, daher habe ich auch auf längere Einzeltouren verzichtet und bin nur hin und wieder zum Einkaufen ins Dorf. Die meiste Zeit habe ich am Pool in der Unterkunft verbracht. (Immerhin gab es hier einen).
Da Julia zwei Tage lang nicht aus dem Zimmer kam, hat sich beim Frühstück immer die gesamte Familie, in deren Homestay wir waren, bei Lukas nach ihr erkundigt. Sogar der Vater der Besitzerin, der so gut wie kein Englisch konnte, fragte jeden Tag mit einem gebrochenen „Lady good?“, ob es ihr besser geht.
Am dritten Tag war Julia erholt genug, um aus dem Zimmer zu kommen und wenigstens einen Ingwertee zu trinken. Es hat sich auch jeder gefreut, sie endlich wiederzusehen. Wir hatten tatsächlich schon überlegt, in ein Krankenhaus zu fahren, wenn es nicht bald deutlich besser geworden wäre. Ein Problem war allerdings, dass die Krankenhäuser von Ninh Binh aus mindestens drei Stunden Fahrt entfernt sind. Zum Glück war dieser Schritt nicht notwendig und alles wendete sich zum guten.
Da die Reise zu unserem nächsten Ziel durch eine elfstündige Zugfahrt doch etwas anstrengender werden sollte, haben wir den Aufenthalt in Tam Coc um zwei Tage verlängert, damit sich Julia vollständig erholen kann.
Das ist auch der Grund dafür, dass wir „aus der Bahn geworfen“ wurden. Zum einen hat der kleine Ausfall unseren Reiseplan für Vietnam etwas durcheinander gebracht und zum anderen haben wir tatsächlich durch die Verlängerung des Aufenthalts unser Zugticket zum nächsten Ziel verfallen lassen müssen. Glücklicherweise hat das Ticket nur etwa 18 Euro pro Person gekostet und das Hotel im nächsten Ort ließ sich ohne großen Aufwand und Mehrkosten umbuchen. In Anbetracht der Umstände ist das aber das kleinste Übel gewesen. Solche Situationen passieren gerade auf Langzeitreisen hin und wieder und man muss flexibel genug sein, damit umzugehen. Das wichtigste ist schließlich, dass jeder gesund wieder nach Hause kommt.
Lukas hat übrigens einen Abend, als Julia krank im Bett lag, mit ein paar Vietnamesen Geburtstag gefeiert.
(Ab hier erzähle ich der Einfachheit halber in der Ich-Version weiter, Julia lag schließlich krank im Bett)
Wobei „gefeiert“ nicht unbedingt das richtige Wort ist. Ich saß am Pool und einige Gäste haben sich in ein paar der anderen kleinen Bungalows eingemietet, da sie für die Geburtstagsfeier von weiter weg anreisen mussten. So kam es, dass sie sich alle abends im Homestay getroffen haben, um einen Geburtstag zu feiern (keine Angst, sie waren nicht sehr laut). Einer der Vietnamesen fragte mich, ob er mitfeiern möchte und hat mir direkt ein Dosenbier in die Hand gedrückt. So einfach geht das manchmal. Ich suchte das Geburtstagskind, gratulierte ihm und wir stießen gemeinsam auf seinen 34. Geburtstag an. Ich unterhielt mich ein wenig mit den Gästen über das Leben und ihre Arbeit und die Unterschiede zu Deutschland. Hauptsächlich unterhielt ich mich mit dem Vietnamesen der mich eingeladen hatte, da dieser auch am besten Englisch sprechen konnte. (Generell konnten aber viele Vietnamesen gut Englisch sprechen. Zumindest kann man sich hier besser verständigen als in Japan und Südkorea). Seinen Namen kann ich leider nicht aussprechen, geschweige denn richtig schreiben.
Er sagte, dass er unter der Woche in Hanoi in einer Firma im Marketing arbeitet und in dieser Zeit bei einem Freund auf dem Sofa schläft. Am Wochenende fährt er mit dem Roller gute zwei Stunden nach Hause zu seiner Familie (Frau und zwei Kinder). Er erzählte, dass es gerade in den kleineren Städten eigentlich zu wenig Jobs für die Einwohner gibt. Tourismus bringt in einigen Regionen auch etwas ein, aber die Orte, in denen es viele Jobs gibt, sind nun einmal Bank- und Industriezentren wie Hanoi oder Ho-Chi-Minh-Stadt (früherer Name: Saigon).
Interessant war auch, dass sich vorsichtig an das Thema Ukrainekrieg herangetastet wurde.
! Wer hier sehr empfindlich auf den Ukrainekrieg reagiert, sollte den folgenden Absatz evtl. überspringen!
Er fragte vorsichtig, auf welcher Seite wir Europäer stehen. Meinte aber auch, wenn ich nicht darüber sprechen will, ist das in Ordnung und auch wenn ich etwas sage, bleiben wir dabei neutral. Ich formulierte vorsichtig und sagte, dass die EU, zu der auch Deutschland gehört, eher auf Seite der Ukraine steht, da das Land, obwohl es nicht zur EU gehört, zumindest deren Werten näher steht als Russland. (Bedenke bitte, dass Vietnam ein kommunistisch geprägtes Land ist und wir als Besucher nur Gäste in diesem Land sind. Daher kann es manchmal auch gefährlich sein, seine politischen Meinungen mit einer harten Kante zu vertreten. Umsichtiges formulieren oder auch ein Verweigern des Gesprächs, ist hier angebracht!). Er formulierte ebenfalls eher allgemein und sagte, dass viele Vietnamesen auf der Seite Russlands in diesem Krieg stehen. Man hat schon gemerkt, dass eine gewisse Neugier auf beiden Seiten da war, da danach eine gewisse Stille entstand, bei der keiner sich traute weitere Fragen zu stellen. Im Nachhinein betrachtet war das vermutlich auch besser so.
Was die Pressefreiheit angeht, schneidet Vietnam übrigens nicht sehr gut ab. Das Belegt auch der Bericht zur Rangliste der Pressefreiheit 2022 von Reporter ohne Grenzen (Link zuletzt geprüft am 23.05.23). Vietnam belegt hier von 180 untersuchten Ländern den 174. Platz. Direkt danach kommt China.
! Ab hier können diejenigen, die den letzten Absatz übersprungen haben, weiterlesen!
Wir sprachen noch ein bisschen darüber, dass die Landessportarten in Vietnam. Martial Arts Sportarten stehen hier hoch im Kurs, aber es gibt auch viel Fußball, Basketball und Tennis. Nachdem wir ausgetrunken hatten, verabschiedeten wir uns und jeder ging zurück in seinen Bungalow. (Ende der Ich-Erzählung)
Kulinarik
Kulinarisch gab es nicht sehr viel Neues in Tam Coc. Meistens haben wir Banh Mi oder Fried Rice und Frühlingsrollen gegessen. Eine regionale Spezialität hier ist scheinbar Ziege. Allerdings fanden wir die Bilder der gebratenen(?) Ziege in den Menükarten schon so wenig ansprechend, sodass wir es gar nicht erst probieren wollten. Lukas hat einmal mehr die regionale Pho-Suppe versucht und Julia probierte eine Currysuppe. Die war fast besser als die Pho-Suppe, weil sie einen reichhaltigeren Geschmack hatte (und irgendwas mit Curry sowieso immer lecker ist). Dafür haben wir diesmal eine Auswahl an vielen verschiedenen Kaffeesorten. Das ging vom traditionellen vietnamesischen Kaffee (nicht der Eierkaffee) zum Kokoskaffee oder auch mal Eiskaffee. Trotzdem können wir das Kapitel in diesem Beitrag eher kurz halten 😉
Weitere Eindrücke von Tam Coc
So viel gibt es von Tam Coc gar nicht zu berichten. Der Ort ist sehr klein und, wie wir jetzt wissen, von den besseren Krankenhäusern auch etwas abgelegen. Die Natur hier ist dennoch unglaublich schön und hat uns sogar noch besser als in Cat Ba (vorheriger Beitrag) gefallen. Zumindest den kurzen Ausschnitt, den wir davon gesehen haben.
Was wir gerne noch geschafft hätten, sind eine weitere Bootstour und die Wanderung zum Hang Mua Aussichtspunkt. Dieser ist auf einer Bergspitze und wird von einem Steindrachen umschlossen. Von dort kann man wirklich weit sehen. Auf unserem ersten Spaziergang, nachdem das Wetter besser war, haben wir in der Ferne den Steindrachen ausmachen können.
Wenn du Fragen zu diesem Beitrag oder unserer Weltreise hast, kannst du sie gerne in die Kommentare schreiben 🙂
Danke fürs Lesen und bis nächste Woche
Julia und Lukas
Hallo Lukas, hallo Julia, immer wieder schön, eure Berichte zu lesen! Ist hier ein Ritual für den Samstagmorgen geworden. Und ich reise immer ein kleines bisschen mit 🙂
Glückwünsche zum Geburtstag nachträglich, Lukas! Ich hoffe Julia war bis dahin wieder fit und ihr konntet ordentlich feiern!
Viele Grüße aus Norddeutschland,
Iris
Hi Iris,
schön, dass du so fleißig mitliest.
Ja, tatsächlich sind wir ein bisschen schneller gereist, als die Blogbeiträge veröffentlicht werden. Meistens sind wir etwa 3-4 Wochen voraus, Das heißt Julia ist wieder gesund und der Geburtstag konnte ganz entspannt gefeiert werden 🙂
Schöne Grüße (aktuell aus Indonesien)
Lukas und Julia