Lukas hat vor einigen Jahren im Alleingang eine knappe Woche die Stadt Siem Reap in Kambodscha besucht. Der Ort stand schon lange auf seiner To-do-Liste und endlich konnte er diesen Punkt abhaken.
Daher schreibt er heute auch aus der Ich-Perspektive. Nur damit du dich nicht wunderst, warum dieser Beitrag vielleicht etwas anders als sonst klingt. Sei gespannt, was er hier alles erlebt hat 🙂
Die Besichtigung von Angkor Wat war schon lange ein Traum von mir. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich darauf gekommen bin, dass ich diese fantastischen Tempel dort sehen will. Ich meine mich zu erinnern, dass ich als Jugendlicher irgendwann einmal den Film Tomb Raider (erschienen 2001) gesehen habe und dann mitbekam, dass Teile dieses Films in verschiedenen Tempeln dieser Anlage gedreht wurden. Zudem hatten wir zuhause einige Bücher, die über verschiedene UNESCO-Welterben berichten. Dazu gehört auch die Tempelstadt Angkor.
Es dauerte allerdings noch lange, bis ich einmal nach Asien kam und global betrachtet eigentlich nur einen Katzensprung von Kambodscha entfernt war. 2018 war es dann endlich so weit und ich nutzte die Chance, nach meinem Auslandssemester noch ein wenig in Asien herumzureisen. So konnte ich neben Singapur und Japan auch die Stadt Siem Reap besuchen, welche die nächstgelegene Stadt zu Angkor Wat ist.
Ersteindruck von Siem Reap
Die Unterkunft bot mir bei der Buchung direkt an, dass mich ein Fahrer kostenlos vom Flughafen abholt und zu ihnen bringt. Ich sagte gerne zu, da ich ehrlich gesagt keine große Vorstellung von Kambodscha hatte. Also wurde ich mit dem Tuktuk vom Flughafen abgeholt und ohne Probleme dorthin gebracht. Der Empfang der Angstellten war sehr freundlich. Sie standen alle in einer Reihe, um mich mit einer Verbeugung zu begrüßen und sie boten mir direkt an, das Ticket für die Tempelanlage Angkor Wat für mich zu besorgen. Außerdem buchte ich mir für den ersten Tag noch einen Reiseführer dazu, der mir zumindest ein grobes Basiswissen über das Land und dessen Geschichte vermitteln konnte.
So weit, so gut. Allerdings sagten sie mir auch, dass ich, wenn ich nachts unterwegs bin, unbedingt eine zweite Geldbörse dabei haben solle, da es hier nicht überall Straßenbeleuchtungen gibt und man als „reicher Tourist“ eventuell ausgeraubt werden könnte. Am besten solle man umgerechnet ca. 5 Dollar in diesem Ersatzgeldbeutel haben, damit gibt sich der Angreifer meist zufrieden. (Zur Info: Das durchschnittliche Monatseinkommen in Kambodscha liegt bei ca. 30 US-Dollar pro Monat und das Land gehört damit zu den ärmsten der Welt). Zusätzlich solle ich davon absehen, zu Fuß vom Stadtzentrum in das etwas außerhalb liegende Hotel zu laufen und mir besser einen Tuktukfahrer holen, der mich sicher hier abliefert.
Die Situation war neu für mich, da die anderen Länder bisher als überwiegend sicher galten. Daher habe ich den Ratschlag beherzigt (wobei ich glaube, dass ich nicht jedes Mal einen Tuktukfahrer benötigt hätte, um die 15 Gehminuten vom Stadtzentrum bis zum Hotel zu bewältigen).
Was die Umgebung anging: Es fühlte sich alles noch ein bisschen „roh“ an. Man bemerkte den Tourismus bereits an einigen Stellen, aber es gab auch viele unberührte Straßen und Gebäude in der Gegend. Auf dem Weg zum Hotel sah ich eine einfache Holzhütte, die auf Stelzen zwischen den ersten Ausläufern des Dschungels stand. Vorne dran ein beschriftetes Holzbrett „For Rent 28 $/Month“. Man bekommt also eine eigene Hütte (vermutlich ohne fließendes Wasser und Strom) für nicht einmal 30 US-Dollar im Monat.
Zudem muss man noch erwähnen, dass das Hauptzahlungsmittel nicht die eigentliche Landeswährung, Cambodian Riel waren, sondern US-Dollar. Ein US-Dollar ist um die 4.000 Riel wert. Hintergrund hier ist, dass US-Dollar eine wesentlich stabilere Währung ist als die Landeswährung. Problematisch wurde es eher bei der Bezahlung, da man meist mit Dollar bezahlte und (natürlich) eine Menge Riel zurückbekam.
Zudem sah ich auch ein paar Kühe am Straßenrand, aber ich musste zweimal hinschauen. Ich hatte noch nie so abgemagerte Kühe gesehen. Schmal wie ein Strich in der Landschaft liefen sie in der Stadt herum und fraßen hier und da an Grasbüscheln herum. Da die Tuktuks sehr schnell fuhren, hatte ich leider kaum Zeit für einige Fotos davon.
Direkt an der Straße befanden sich auch einige Straßenstände. Überwiegend aus grobem Holz gezimmerte Tische und Stühle, mit Plastikfolien verhangen. Dort boten einige Händler ihre Waren an. Früchte, Streetfood oder auch ein wenig selbstgeflochtene Andenken aus Bananenblättern oder Bambusstreifen. So gesehen wirkte alles sehr natürlich. Trotzdem war ich froh, dass Kambodscha nicht direkt das erste Land war, in das ich aus Europa geflogen bin, sonst hätte mich vermutlich doch der Kulturschock etwas erwischt.
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich hier etwas unsicherer fühlte, als in Indonesien, versprach die Reise dennoch abenteuerlich zu werden. Am nächsten Tag ging es dann los und wir besuchten die ersten Tempel.
Angkor Wat
Leider erinnere ich mich nicht mehr ganz an die Reihenfolge der besuchten Tempel, da das alles schon ein paar Jahre her ist. Trotzdem haben wir am ersten Tag etwa fünf oder sechs Tempel besichtigt. Mit „wir“ meine ich meinen Tuktukfahrer, den kambodschanischen Reiseführer und mich. Wir starteten gegen 8 Uhr morgens. Am zweiten und dritten Tag war es nur noch der Fahrer und ich. Tatsächlich hatte ich immer denselben Fahrer. Ein etwas kräftigerer, aber sehr netter Kambodschaner.
Die erste Info, die ich vom Reiseführer bekam, war übrigens, dass Angkor nur der Name der Region ist, in der wir uns befinden. Wat bedeutet übersetzt so viel wie Tempelstadt. Angkor Wat ist der Name der größten Tempelanlage der Welt und wurde von den damaligen Einwohnern, den Khmer, die ihren Reichtum äußerst erfolgreicher Landwirtschaft verdankten, erbaut. In der Region Angkor gibt es noch zahlreiche weitere Tempel, von denen ich in den drei Tagen, die ich in Angkor verbracht habe, einen Teil besucht habe.
Wir starten direkt mit der Hauptattraktion: Angkor Wat
Der Tempel ist ein weitläufiges Gebäude, welches von einem künstlichen Wassergraben umgeben ist. Man gelangt über eine Brücke zu dieser Anlage. Der Reiseführer erzählte mir, dass ich eine gute Jahreszeit für den Besuch erwischt habe, da sich in der Urlaubssaison hier so viele Menschenmassen befinden, dass der ganze Tempelhof überfüllt ist.
Viele Stellen an diesem Tempel sind stetig in Restauration, da sie durch Witterungseinflüsse, die tropische Vegetation oder menschliche Handlungen beschädigt wurden. An vielen Tempeln der Anlage sieht man beispielsweise Einschusslöcher im weichen Sandstein, die vom Kambodschanisch-Vietnamesischen Krieg 1979 herführen. Gerade der Gedanke, dass an so einer imposanten Tempelanlage vor gar nicht so langer Zeit noch gekämpft und Blut vergossen wurde, beschäftigte mich eine Weile.
Abgesehen von den vielen historischen Ereignissen ist Angkor Wat immer noch ein Zeugnis von extrem begabter Handwerkskunst. Es gibt viele Statuen, Reliefs, Muster und verzierte Inschriften. Aber sieh gerne selbst:
Angkor Thom und Ta Prohm
Ein weiterer bekannter Tempel ist die Anlage Angkor Thom. Hier befindet sich der Bayon-Tempel mit seinen berühmten Gesichertürmen sowie der Tempelberg Baphuon und die für Ihre Sonnenaufgänge bei Touristen sehr beliebte Terrasse der Elefanten.
Bei meinem Besuch entschied ich mich gegen das frühe Aufstehen, um den Sonnenaufgang dort zu sehen, da die meisten Touristen hier ihre Tempeltour beginnen und entsprechend viel los sei. Wir besuchten Angkor Thom gegen Mittag und es waren relativ wenig andere Leute vor Ort. Neben dem Baphuon-Tempel versuchte sogar ein Einwohner sein Glück beim Fischen mit einem Netz.
Ta Prohm ist eine besondere Tempelanlage. Sie wurde trotz der Restaurierung der anderen Tempel in seinem ursprünglichen Zustand belassen und der Einfluss des Dschungels nur so weit entfernt, dass die Besucher die Anlage sicher betreten können. Entsprechend beeindruckend sind die Würgefeigen und Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln über die halbverfallenen Steine des Tempels wachsen.
Banteay Srei und Neak Pean
Keine Angst, ich erzähle nicht über alle besichtigten Tempel. Eine Liste aller besuchten Anlagen findest du unten im Fazit. Auf diese beiden muss ich jedoch noch einmal zu sprechen kommen, da sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Banteay Srei ist ein Tempel aus rötlichem Stein. Der orange/rosane Farbton sowie die Übersetzung des Namens in „Zitadelle der Schönheit“ oder „Zitadelle der Frauen“ passen einfach wunderbar zum Gesamteindruck. Der Tempel ist verhältnismäßig klein, die Verzierungen und Reliefs sind sehr fein gearbeitet und toll anzusehen. Man bemerkt auch, dass einiges bereits restauriert wurde. Zu Beginn mit Unterstützung der französischen EFEO, seit 2004 mit finanzieller Unterstützung der Schweiz.
Die Anlage Neak Pean mit der künstlichen Insel in der Mitte und der Steinfigur des Pferdes Balaha (Inkarnation des Bodhisattva Lokeshvara) sind zwar schön, aber nicht allzu beeindruckend. Was mich an diesem Tempel so fasziniert hat, war die sumpfige Umgebung, in der dieser Tempel steht. Aufgrund der Restauration steht der Tempel wieder inmitten einer ausgedehnten Wasserfläche mit vielen Bäumen und Sträuchern, die einfach aus dem Wasser wachsen… oder dort auch vermodern. Das alles verleiht diesem Ort etwas Surreales und hat mich ehrlich gesagt noch mehr beeindruckt als der Tempel. Betreten kann man den Tempel trockenen Fußes über einen Erschließungsweg.
Was gibt es hier noch zu tun?
Abgesehen von der fast schon absurden Menge an Tempeln, die es hier gibt, kann man in der Stadt Siem Reap noch ein paar Dinge unternehmen. So gibt es für ein reges Nachtleben beispielsweise einen Nachtmarkt am Fluss, den ich einige Male besucht habe, sowie eine „Feiermeile“ mit einigen (Karaoke-)Bars, Restaurants und Liveclubs. Man findet sie ganz leicht, da der Name hier Programm ist und sie „Pub Street“ heißt. Auch hier bin ich ein paar mal gewesen, aber fand es nicht ganz so angenehm, da es außerhalb der Pub Street nur sehr wenig Straßenbeleuchtung gab. Das Bier in der Straße war allerdings sogar für asiatische Verhältnisse extrem preiswert.
Wer sich für Kunsthandwerk interessiert, kann beim Made in Cambodia Market vorbeischauen. Hier finden sich viele Locals, die ihre Handgemachten waren anbieten. Zudem gibt es auch hier eine gute Auswahl an Streetfood-Läden.
Ein Mal gab es eine etwas unangenehme Situation mit einem Tuktuk-Fahrer. Er sollte mich von der Pub Street zu meinem Hotel bringen. Er sagte zu und fuhr deutlich länger, als es eigentlich dauern sollte zu meinem „Hotel“ Ich fragte ihn mehrmals, ob er sich sicher ist, dass das der richtige Weg sei und er meinte, dass das passt. Wir fuhren eine Weile durch den Dschungel und abgesehen vom Tuktuk gab es absolut kein Licht hier. Da fragt man sich natürlich schon „oh scheiße, wo bringt er mich hin?“ oder „raubt er mich jetzt aus und lässt mich hier zurück?“.
Glücklicherweise war es nicht ganz so dramatisch. Es stellte sich heraus, dass es auch ein Spa gab, dass zufällig denselben Namen wie mein Hotel hatte und er hat über seine Navigationsapp versehentlich(?) den Weg zum Spa eingegeben.
Er meinte, dass ihm das sehr leidtut und er mich wieder zum Hotel zurückbringt. Dafür braucht er aber etwas mehr Geld als vereinbart, da er ja auch mehr Sprit verfahren hat und fragte, wie viel ich dabei hatte. Ich sage ihm, dass ich leider nur noch fünf Dollar dabei habe (… Zumindest im zweiten Geldbeutel, den ich ja immer dabei hatte) und er meinte, dass das auf jeden Fall reicht. So fuhr er mich wieder zu meinem Hotel. Für die ganze Fahrt habe ich ihm die fünf Dollar gezahlt, anstatt wie zuvor vereinbart etwa zwei Dollar. Entsprechend war ich aber auch erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Die letzten beiden Tage entspannte ich mich im Pool des Hotels, da ich die drei Tage zuvor kaum dazu kam, ihn zu nutzen. Zudem ging ich in ein Spa, um zu entspannen und probierte einige Restaurants in Siem Reap aus. Eine absolute Empfehlung ist The Hideout Barista & Lounge. Es ist etwas hochpreisiger, aber immer noch recht günstig (zumindest war es das 2018) und hatte das beste Essen während meines Aufenthalts in Kambodscha.
Außerdem nutzte ich mein riesiges Zimmer richtig aus. Für etwa 12 Euro pro Tag bekam ich einen großen Raum mit riesigem Balkon, Badewanne, KingSize-Bett und kleinem Arbeitsplatz. Zudem musste ich zeitnah alle Bilder, die ich in den ersten drei Tagen gemacht hatte, sortieren, da ich mir sonst nicht mehr merken konnte, welche Bilder von welchem Tempel waren. Einige der bisher nicht genannten Tempel kannst du in der folgenden Galerie sehen:
Fazit
insgesamt war ich fünf Tage in Siem Reap, an drei Tage davon habe ich insgesamt 10 Tempel(-anlagen) besucht.
- Angkor Wat
- Angkor Thom
- Ta Prohm
- Banteay Srei
- Neak Peam
- Banteay Kdei
- Meion Temple
- Pre Rup
- Preah Khan
- Ta Som
Rückblickend muss ich sagen, dass dieses Land einen starken Eindruck bei mir hinterlassen hatte, da viele Leute hier wirklich arm waren. Mein Reiseführer vom ersten Tag erzählte mir, dass um 1860 das Land der Khmer drohte, zwischen Siam (heute: Thailand) und Vietnam aufgeteilt zu werden und von der Landkarte zu verschwinden. Das Eingreifen der französischen Regierung konnte das verhindern. Durch politische Entscheidungen und wachsende Unzufriedenheit der kambodschanischen Bevölkerung kam es zu einigen Kriegen in diesem Land, dessen Nachwirkungen man heute noch spürt.
Was das kulturelle Erbe dieses Ortes angeht, sehe ich mich wirklich als interessiert an anderen Religionen und Tempeln. Ich erinnere mich aber noch genau, als ich am Mittag des dritten Tages von meinem Fahrer gefragt wurde, ob wir noch zwei andere Tempel ansehen möchten. Diese sind aber etwa 40-50 Minuten Fahrt mit dem Tuktuk entfernt. Nachdem ich die zehn Tempelanlagen in den letzten drei Tagen gesehen hatte, hat es mir ausnahmsweise auch wirklich damit gereicht und ich bat ihn, mich zum Hotel zurückzubringen. Fest steht jedoch, dass kulturell und religiös Interessierte hier voll auf ihre Kosten kommen werden.
Der Besuch von Kambodscha war eine spannende Erfahrung, gerade dass man alleine unterwegs war, hat es noch etwas abenteuerlicher gemacht. Ich bin froh, diese Tempelanlagen gesehen zu haben, aber wer sich nicht viel aus einem Haufen historischer Steine macht, dem wird es hier vermutlich schnell etwas zu öde. Zum Teil gab es hier übrigens auch Ähnlichkeiten zu Tempelanlagen wie My Son in Vietnam, was vermutlich auf die geografische Nähe der Orte zurückzuführen ist.
Viele Touristen kommen wirklich nur für drei Tage hierher, kaufen sich das drei-Tages-Ticket für Angkor und besuchen die schönsten Tempel. Meiner Meinung nach reicht das eigentlich auch, aber in den beiden anderen Tagen, die ich die Stadt etwas erkundet habe, habe ich noch einmal viel mehr Einblick in die moderne Kultur gewonnen und einige nette Gespräche mit ein paar Streetfood-Verkäufern gehabt. So gesehen würde ich dir für deinen Aufenthalt eher vier oder fünf Tage empfehlen.
Ich hoffe, dir hat der Beitrag gefallen, auch wenn dieses Mal nur Einkoffer unterwegs war. Lass gerne einen Kommentar da, wenn dir diese Erzählweise mehr gefallen hat als bei anderen Beiträgen (oder auch weniger).
Mir jedenfalls hat es großen Spaß gemacht, diesen Beitrag zu schreiben und mich an den Besuch in Kambodscha damals zurückzuerinnern. Viele der Bilder, die ich damals ganz unprofessionell gemacht habe, wirken auch heute noch sehr interessant auf mich und gerade deshalb freue ich mich, dass sie nicht einfach in einem Fotoalbum oder meiner Festplatte für immer verschwinden, sondern jetzt auch (zumindest ein wenig) Aufmerksamkeit im Internet bekommen.
Bis nächste Woche!
Lukas (und Julia)