… und wie wir sie bewältigt haben
Wir haben in diesem Blog viel über unsere Reisen berichtet und das alles klingt (fast) immer supertoll. Allerdings haben gerade Reisen über einen längeren Zeitraum auch einige Schattenseiten. In diesem Beitrag geht es daher um die Probleme einer Langzeit-Reise.
Wir haben dir hier einige Fragestellungen aufgelistet und sowohl unsere Lösung als auch weitere Optionen aufgezählt. Dieser Beitrag soll eigen, dass es auch schon vor, während und nach einer Langen Reise zu Problemen kommen kann. Vielleicht hilft dir dieser Beitrag, dich zumindest etwas darauf vorzubereiten.
Vor Reisebeginn
Themen, die wichtig bei einer langen Abwesenheit sind, beginnen bei vielen schon vor dem Reisebeginn. Bei vielen Sachen, die im Alltagsleben eingespielt sind, muss man vor Reiseantritt auf einmal eine Lösung für die Übergangszeit finden. Typische Fragen, die hier auftauchen können, sind: Was mache ich mit meiner Wohnung? Wer versorgt mein Haustier? Und was passiert mit meinem Job?
Für einige Leute sind das glücklicherweise keine Probleme bzw. Nachteile. Für die Meisten allerdings schon, da genau dass die Fragen sind, die vor dem Reiseantritt geklärt werden müssen. Leider können wir hierfür keine eindeutige Lösung liefern. Abhängig von der Lebenssituation, ergeben sich vielfältige individuelle Möglichkeiten, diese Probleme anzugehen.
Mietwohnung
Für uns war zum Beispiel klar, dass wir uns die Miete nicht weiter leisten können und wollen, während wir unterwegs sind. Unsere Lösung war hier, dass wir zurück in das Haus von Lukas Eltern gezogen sind. Hier konnten wir unsere Sachen unterbringen, während wir unterwegs waren, und mussten keine Miete bezahlen.
Alternativ kann man sich auch für die Zeit beispielsweise auch einfach nur eine kleine Ein- oder Zweizimmerwohnung als „Abstellraum“ mieten. Falls du nicht einmal eine Wohnung benötigst, sondern nur ein Zwischenlager für deine Sachen, kannst du auch über Websites wie mylager oder myplace als Privatperson einen Lagerraum mieten, in dem du deine Dinge unterbringen kannst. Falls du deine Wohnung kündigst, vergiss nicht, deinen Reisebeginn mit der Kündigungsfrist der Wohnung abzustimmen, da du ansonsten weiterhin Miete zahlen musst, wenn du unterwegs bist.
Am stressfreisten, aber vermutlich auch am teuersten ist es, die Miete während der Abwesenheit weiter zu bezahlen. Es gibt viele Möglichkeiten, seine Fixkosten im Heimatland zu senken. Prüfe, welche Lösung für dich am besten ist.
Vergiss zudem nicht, dich bei der Krankenkasse vor deinem Reiseantritt rechtzeitig abzumelden. Eine Auslandskrankenversicherung über mehrere Monate genügt hierfür in der Regel als Nachweis.
Haustiere
Ein halbes Jahr vor unserer Weltreise haben wir ein Kätzchen gefunden und adoptiert. (Das passiert auf dem Land vermutlich etwas öfter als in der Stadt). Entsprechend mussten wir uns überlegen, was wir mit dem Flauschetiger machen, wenn wir unsere Reise beginnen. Wir haben hier auf unsere Eltern zurückgegriffen und mit diesen vereinbart, dass sie sich für die Zeit unserer Abwesenheit um die Jungkatze kümmern.
Falls man keine Verwandten hat, die sich um die Tiere kümmern können oder wollen, gibt es noch die Option, Freunde einzubeziehen. Eine weitere Möglichkeit ist es, sich eine bezahlte Tierbetreuung zu leisten. Das kostet zwar einiges, aber dein Tier kann immerhin Zuhause in der gewohnten Umgebung bleiben und es kommt täglich (evtl. auch mehrmals) jemand zur Pflege vorbei. Als letzte Option gibt es die Möglichkeit, Tiere auf Zeit in einer Tierpension unterzubringen. Damit haben wir jedoch keine Erfahrung gemacht. Du musst selbst entscheiden, was für dein Haustier das Beste ist.
Wichtig für uns ist, dass das Tierwohl bei dieser Entscheidung an erster Stelle steht. Bei zweifelhaften Auswahlmöglichkeiten würden wir lieber mehr zahlen, um dem Tier die Unterbringung zu ermöglichen, die es braucht. An der Pflege von Haustieren wird keinesfalls gespart.
Arbeitsstelle
Eine weitere große Frage ist der Umgang mit der Arbeitsstelle. Julia und ich hatten das Glück, dass unsere Jobs auch zukünftig benötigt werden. Daher wollten uns die Arbeitgeber nicht gehen lassen und haben uns für die Zeit unserer Reise eine unbezahlte Freistellung ermöglicht. Nach unserer Rückkehr ging es also wieder zurück zu dem bisherigen Arbeitgeber.
Mittlerweile befinden wir uns glücklicherweise in einem arbeitnehmerfreundlichen Markt. Das bedeutet: Die Unternehmen müssen sich etwas anstrengen, um ihren Personalbedarf auch in Zukunft zu decken. Entsprechend können es sich die meisten Unternehmen kaum noch leisten zu verlangen, dass man für eine Langzeit-Reise direkt kündigen muss. Geht man früh genug in Gespräche mit der Personalabteilung (oder in kleineren Firmen: dem Chef), kann man gemeinsam eine Lösung erarbeiten.
Ob Sabbatical-Vereinbarung, vielleicht auch eine berufliche Auslandsreise mit anschließender mehrmonatiger Auszeit oder einer Freistellung auf Zeit. Hier gibt es ebenfalls viele Möglichkeiten, die je nach Arbeitgeber, aktueller Position und der Marktentwicklung individuell zu ermitteln sind.
Unser Tipp ist hier: Wenn du nicht wirklich kündigen möchtest, geh mit genügend zeitlichem Vorlauf in die Gespräche, um dem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, eine Lösung zu erarbeiten, mit der alle zufrieden sind. Eine hundertprozentige Erfolgschance auf Einigung gibt es leider nicht.
Pflege von Angehörigen
Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit dem Thema umgeht. Daher gibt es hierzu von uns keinen Rat 🙂
Während der Reise
Natürlich kann es auch während der Reise zu einer Menge Probleme kommen. Wir haben versucht, diese hier zumindest grob in Alltagsprobleme (Vor-Ort-Probleme) und Sorgen (physische Probleme) aufzuteilen. Auch auf Heimweh gehen wir noch einmal genauer ein.
Alltagsprobleme auf Reisen
Während man unterwegs ist, kann es immer wieder zu Problemen im Alltag kommen. Gemeint sind damit alltäglich aufkommende Herausforderungen wie der Transport von A nach B, die Sicherheit in bestimmten Ländern, medizinische Verpflegung oder auch das Suchen bestimmter Alltagsprodukte.
Wenn man Beispielsweise mitten in Vietnam eine Lebensmittelvergiftung bekommt und diese sehr kritisch wird, kann es durchaus sein, dass das nächste Krankenhaus eine mehrstündige Zugfahrt entfernt ist. Da kann der Transport schon einmal zu einem Problem werden. (Glücklicherweise war es bei uns nicht nötig, ins Krankenhaus zu gehen.)
Lukas als Brillenträger hatte (immerhin) eine Ersatzbrille dabei. Sie war allerdings schon sehr alt und mürbe. Sozusagen eine absolute Notlösung. Wäre seine Brille kaputt oder verloren gegangen, hätte man sich zeitnah um einen richtigen Ersatz kümmern müssen. Nicht in jedem Land kann man einfach in einen Laden gehen und sich eine passende Brille anfertigen lassen. Das Gleiche gilt für auch für Kontaktlinsen.
Genau so sieht es zum Beispiel mit Hygieneartikeln für Frauen aus. In manchen Ländern gibt es die bei uns bekannten Artikel nicht bzw. sie werden nicht verwendet. All das sind Probleme, auf die man während seiner Reise stößt.
Wir sagen: Eine vernünftige Vorbereitung, Resilienz und flexible Anpassung an die Situation hilft hier am meisten.
Sorgen
Doch nicht nur im Alltag kommt es zu Problemen. Auch Sorgen können dich auf einer mentalen Ebene plagen. Gemeint ist damit psychischer Stress. Beispielsweise wenn es in der Heimat einem Familienmitglied nicht gut geht oder du in unvorhersehbaren Situationen landest, in der sich dein Gedankenkarussell dreht und gar nicht mehr aufhören will.
Vielleicht hast du dich mit deinen Finanzen verschätzt und deine Ausgaben waren zu Beginn größer als gedacht. Nun liegst du jede Nacht wach und musst nach ein paar Wochen wieder nach Hause anstatt in einem halben Jahr. Vielleicht hast du auch deine Bankkarten oder deinen Reisepass verloren und weißt nicht wie es jetzt weitergeht.
Solche Sorgen sind ganz natürlich und von Mensch zu Mensch mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Sorgen ergeben sich meistens aus den Gedanken, die man sich um eine sehr schwere Aufgabe macht. Die einfachste Lösung ist hierfür, Lösungsansätze zu ermitteln, die für dich funktionieren. Baue ein Worst-Case-Szenario mithilfe der Frage: Was wäre das Schlimmste, das mir passieren kann? Dann löse dieses Problem. Schlimmer kann es schließlich nicht mehr werden. Vielleicht merkst du auch selbst, dass deine Vorstellung dir einen Streich gespielt hat und alles gar nicht so schlimm ist.
Häufig hilft es auch hier, sich vorab gründlich zu informieren. In den oben genannten Fällen beispielsweise, wo die nächste Botschaft deines Heimatlandes liegt. Hier erhältst du einen neuen Reisepass. Suche nach einem geeigneten Kreditkartenanbieter zu entscheiden, der dir in kürzester Zeit eine neue Bankkarte zusendet.
Für dringende Probleme im Heimatland empfehlen wir generell IMMER einen Notgroschen auf einem Extrakonto, mit dem man, sofern nötig, den schnellsten Flug nach Hause buchen kann.
Viele andere unserer Beiträge enthalten Tipps und Hinweise, um deine Reise möglichst problemlos zu gestalten. Wenige Probleme = weniger Sorgen. Schau doch einfach mal bei unseren Reisetipps rein.
Heimweh
Eigentlich ist Heimweh auch eine Art von Sorgen, die man sich macht. Wir haben das Heimweh hier aber extra aufgeführt, da dieses Problem vor allem beim Reisen aufkommt.
Auch wir hatten während unserer Reise mal mehr und mal weniger mit Heimweh zu tun. Meistens kommt das Gefühl hervor, wenn sowieso schon etwas anderes nicht passt. Ist man zum Beispiel erkältet, und man ist momentan nicht ganz fit, möchte man eher zurück nach Hause, als wenn man gesund und voller Erkundungsdrang ist.
Ein weiterer Auslöser für Heimweh kann aufkommen, wenn du dich verloren fühlst. Beispielsweise wenn dir in einem ruhigen Moment plötzlich bewusst wird, dass du alleine in einem fremden Land unterwegs bist und dort kein richtiges Zuhause, keine Basis, hast. Auch das kann vorkommen.
Uns hat immer geholfen, von einem Schritt zum nächsten zu denken. Also nicht mit der Einstellung „ich bin jetzt mindestens ein Jahr unterwegs“ an die Sache ran zu gehen, sondern alles in kleine Häppchen aufzuteilen und sich in dieser Zeit immer wieder die Möglichkeit zu schaffen, sich zu fragen, ob man nach Hause möchte.
Du könntest beispielsweise festlegen: du stellst dir am Ende von jedem Monat die Frage, ob du weiterreist oder nach Hause möchtest. (alle zwei oder drei Monate reicht auch. Je nach eigenem Empfinden.)
Hinterfrage dabei auch, ob du wirklich nach Hause möchtest, oder es andere Gründe dafür gibt, wie du dich fühlst.
Manchmal trägt auch eine gewisse Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation zum Heimweh bei. Vielleicht genügt es einfach nur in ein anderes Land zu gehen oder auch nur die Unterkunft zu wechseln.
Unsere Tipps gegen Heimweh findest du übrigens hier (ab 15.11.24. Der Beitrag erscheint erst nächste Woche :))
Nach der Langzeit-Reise
Vielleicht freust du dich, nach deiner Reise endlich wieder nach Hause zu kommen. Die ganzen Probleme von unterwegs zu vergessen und endlich wieder in gewohnter Umgebung zu sein. Leider haben wir hier schlechte Nachrichten für dich: Auch Zuhause kann es einige Nachwirkungen so einer Langzeit-Reise geben.
Reise-Blues
Mit Reise-Blues meinen wir eigentlich Fernweh. Es ist das Gegenstück zum Heimweh und bezeichnet den Wunsch, die Ferne (weiter) zu erkunden. Vor allem Reiselustige, die sich unterwegs, während ihres Abenteuers sehr wohlgefühlt haben, können bei der Heimkehr vom Reise-Blues gepackt werden.
Größter Auslöser ist der Wunsch, weiter zu reisen und die Welt zu erkunden. Vielleicht vermisst man auch die Zeit unterwegs und denkt wehmütig daran zurück.
Manchmal ist es auch Unzufriedenheit mit der eigenen Heimatkultur. Bedauerlicherweise müssen wir zugeben, dass die deutsche Neid- und Meckerkultur global gesehen eher zu den unbeliebteren gehört.
Falls man viel in sonnigen Ländern mit hohen Temperaturen unterwegs war, kann einem auch das Wetter in Deutschland etwas nach unten ziehen.
Gegen Reise-Blues hat uns geholfen, unsere Hobbys wieder aufzunehmen und viele Aktivitäten in unserem Heimatland zu planen. Auch hier kannst du tolle Wochenendtrips und Wandertouren erleben.
Falls du es gar nicht mehr aushältst, kannst du theoretisch auch in ein anderes Land ziehen. Allerdings sind wir der Meinung, dass ein Land wie Deutschland auch heute noch viele Vorteile bietet. Hier ist nicht alles schlecht 🙂
Zurechtfinden im Alltag
Auch das Einleben im Alltag kann zu einem Thema werden. Wenn du so ähnlich wie wir unterwegs warst und immerhin eine grobe Richtlinie deines Tagesablaufs hattest, kann es dir dennoch schwerfallen, dich in deinem Alltag wieder zurechtzufinden. Wir haben auf unseren Reisen mehr oder weniger einfach in den Tag hineingelebt. Die Unterkünfte waren häufig ein-zwei Wochen vorausgeplant. Für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten war ungefähr ein Besuch festgelegt, aber ansonsten waren wir völlig frei in der Gestaltung unseres Tages. Zurück in Deutschland, und vor allem, wenn man wieder Vollzeit arbeitet, kann ein voller Terminkalender überfordern.
Julia hatte die Möglichkeit, erst langsam Ihre Arbeitszeit zu steigern. Lukas hat gleich wieder mit der vollen Stundenzahl begonnen. Wir würden dir empfehlen, zumindest in der ersten Woche mit der Arbeit etwas langsamer zu beginnen (sofern das möglich ist). Von null auf hundert wieder durchzustarten, kann sehr anstrengend sein. Auch bei einem Vollzeit-Wiedereinstieg sollte zumindest eine kurze Einarbeitungsphase stattfinden.
Aufkommen alter Probleme
Du solltest eine Langzeit-Reise nicht beginnen, wenn dein Grund ist, dass du vor Problemen im Heimatland davonrennen möchtest. Irgendwann ist auch die längste Auszeit vorbei. Sobald du wieder zurückkommst, sind auch die meisten Probleme wieder da. Im schlimmsten Fall halten sie dich sogar davon ab, deine Reise zu genießen. Versuche möglichst alles in Deutschland zu klären, was zu klären ist, bevor du deine Reise antrittst. Auf kurze Sicht mag eine Reise wie die Lösung deiner Probleme aussehen. Auf lange Sicht fällt jedoch wieder alles auf dich zurück, was du hinter dir lassen wolltest.
Während seines Auslandssemesters hatte Lukas mit seinem Hausverwalter John eine Unterhaltung. Er war Mitte 50 und kam ursprünglich aus Australien. Lukas wollte wissen, wie es dazu kam, dass er auf Bali lebt und arbeitet. John erzählte, dass er in Australien unter Depressionen litt und sein Psychiater ihm einen Tapetenwechsel empfahl. Also reiste er nach Bali und blieb gleich dort. Auf Nachfrage, ob die Depressionen weg sind, antwortete er schlicht mit einem „no“, bevor er an seiner Zigarette zog und auf seinem Roller davonfuhr.
Kläre deine Probleme, bevor du deine Reise antrittst. Sonst fallen sie während deiner Reise oder spätestens nach deiner Rückkehr auf dich zurück.
Du siehst also, dass auch wir einige Probleme vor/während/nach unserer Reise zu bewältigen haben. Häufig lässt man sich von den schönen Bildern auf Social Media blenden, und verlieren dadurch wesentliche Themen oder auch Nachteile aus dem Blick. Alle genannten Punkte sind Teil der Langzeit-Reiseerfahrung und gehören, zumindest in Teilen, dazu.
Wir können natürlich nicht auf jeden einzelnen Aspekt im Detail eingehen, aber hoffen zumindest, dass wir dir einen groben Überblick verschaffen konnten, damit du dich auf das Nötigste vorbereiten kannst. Viele Probleme lassen sich auch mit sorgfältiger Vorabrecherche vermeiden.
Durch die hohe Individualität dieser Themen konnten wir nicht immer alle Aspekte beleuchten. Allerdings möchten wir dir mit diesem Beitrag auf keinen Fall Angst vor einer Langzeit-Reise machen. Wir vertreten die Meinung, dass eine gute Vorbereitung das A und O ist. Entsprechend kannst du viele der angesprochenen Themen bereits im Vorfeld bereinigen und vermeiden.
Wir hoffen, auch dieser Beitrag hat dir gefallen. Das Thema heute war schließlich etwas schwieriger als sonst.
Bis nächste Woche!
Julia und Lukas
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