Stadt der Engel
In diesem Beitrag erreichen wir unsere letzte Station des Roadtrips. Leider war diese Stadt das bisher unattraktivste Ziel unserer Reise. Warum das so war und was das bisher teuerste Parkticket unserer Reise gekostet hat, erfährst du in diesem Beitrag.
Wir erreichten über den Highway 1 die ersten Ausläufe von Malibu. Wir dachten, dass es teurer wird, je näher wir an unser Hauptziel, Los Angeles, kommen. Daher suchten wir uns einen schönen Strand aus und fuhren dort auf den Parkplatz. Wir machten uns gerade auf den Weg zum dort ausgewiesenen Paradise Cove Pier, wurden aber von einem Strandwächter aufgehalten, der meinte, wir müssen noch ein Parkticket lösen. Wir gingen zum nahegelegenen Automaten und staunten nicht schlecht, als dort stand, dass alle Tickets Einheitspreise haben und man dann so lange wie möglich hier stehen kann. Für den Schnäppchenpreis von 35 Dollar(!). Da wir dachten, dass der Strand zu diesem Preis vielleicht weniger überfüllt ist, und besonders schön im Vergleich zu einem näher an LA ist, haben wir gezahlt und ihn besucht. Das war leider ein ziemlicher Reinfall. Es gibt ein Paradise Cove Pier, welches zwar eine schöne Aussicht bietet, aber den Preis dennoch nicht wert ist. Der Strand selbst ist zwar ganz nett, aber ins Wasser konnte man nicht, da die Wellen einem ziemlich große Steine um (und an) die Beine spülten. Lukas hatte danach ziemlich viele neue blaue Flecken, als er trotzdem versuchte, zumindest kurz hier ins Wasser zu gehen. Wir blieben wenigstens zwei Stunden am Strand, bevor wir weiterfuhren. So haben wir also für 17,50 Dollar pro Stunde geparkt. Das war vermutlich eine der schlechtesten Ausgaben der Reise.
Santa Monica Pier und Venice Beach
Dennoch ging es weiter, bis wir nach Santa Monica kamen. Dort suchten wir einen Parkplatz (und fanden sogar ziemlich schnell einen!), von dem wir gut zum Santa Monica Pier laufen konnten. Auf diesen beiden zusammengebauten Piers befindet sich der Pacific Park. Ein Vergnügungspark mit einem Riesenrad, einer Achterbahn, einem Karussell, vielen Restaurants, und viel mehr, der das ganze Jahr geöffnet hat. Zugleich befindet sich an diesem Pier das Ende der berühmten historischen Route 66, welche im etwa 4000 (Straßen-)Kilometer entfernten Illinois, Chicago startet.
Danach liefen wir noch ein Stück weiter zum bekannten Venice Beach. Die Strandpromenade war ein buntes Mischmasch aus Künstlern, Touristen, Spaziergängern und Drogenabhängigen. Die Wände dort waren mit außerordentlich guten Graffiti-Kunstwerken übersät. Vom früheren Muscle Beach, an dem Bodybuilder-Legenden wie Arnold Schwarzenegger, trainierten war jedoch nicht viel zu sehen. Es gab einige Allwetter-Geräte wie Kletterseile und Ringe, aber war eher ein Touristen-Hotspot, aber tatsächlich hatten wir uns hier etwas mehr erwartet. Wir gingen auch relativ schnell weiter, da Julia meinte, dass uns zwei Personen schon eine ganze Weile mit etwas Abstand folgten. Also sind wir erstmal wieder in den Menschenmassen untergetaucht und haben uns am „The Waterfront“-Restaurant einen Snack geholt, bis wir sicher waren, dass die Leute uns nicht (mehr?) folgten. Vielleicht war es nur Zufall, aber wirklich sicher sein kann man sich hier ja nie, wie wir bereits in San Francisco miterlebt haben.
Griffith Observatorium und Hollywood-Schriftzug
Das Griffith Observatorium ist eine Sternwarte, die sich auf einem Berg im Griffith Park befindet. Der Park selbst, aber auch die Sternwarte sind häufig in Filmen, die in Los Angeles spielen, zu sehen. (z. B.: Terminator, 3 Engel für Charlie – Volle Power, Transformers, der Ja-Sager und La La Land.) Wir wollten die Sternwarte besuchen, leider war an diesem Tag sehr viel los und wir mussten recht weit unten mit unserem Auto parken. Zu Fuß benötigten wir etwa 45 Minuten bis zum Observatorium.
Die Aussicht über den Park und die dahinterliegende Stadt LA war gar nicht so übel. Von der einen Seite aus konnte man sogar bereits den „Hollywood“-Schriftzug erkennen.
Im Griffith Observatorium selbst gab es einiges über die Sterne zu lernen und zu sehen. Hier standen viele Modelle, Statuen und Geräte. Zudem gab es ein Pendel, das die Zeit anhand der Erdumdrehung mechanisch gemessen hat. Das war ziemlich cool. Das Pendel selbst bewegt sich hierbei nicht, sondern es ist die Erde, die sich sozusagen „um das Pendel“ dreht. Dabei wird etwa alle 10 Minuten einer der Steine durch das Pendel umgekippt, von welchem sich dann die Zeit ablesen lässt.
Als wir zurück am Auto waren, fuhren wir weiter in Richtung Beverly Hills bzw. die Straßen Canyon Lake Drive / Mulholland Drive, um noch ein besseres Bild des Hollywood-Schriftzugs zu bekommen. Aber Überraschung: Ohne ein richtig gutes Teleobjektiv sieht der berühmte Schriftzug doch eher unspektakulär aus. Das war zwar zu erwarten, aber dennoch etwas enttäuschend. Trotzdem haben wir mit unserer eher grundlegenden Ausrüstung den einen oder anderen Schnappschuss bekommen 🙂
Walk of Fame und Chinatown
Am nächsten Tag machten wir uns auf, den Walk of Fame zu besichtigen. Auch wenn es sehr cool war, die Sterne seiner Lieblingsschauspieler, Musiker oder Regisseure zu suchen, war der Ort selbst sehr enttäuschend. Die Touristenmassen wurden hier nur so durchgeschoben, es war dreckig und stank stellenweise. Vom berühmten Glanz von Hollywood hat man hier kaum etwas gesehen. Nachdem wir den Walk of Fame also einmal auf der einen Straßenseite und einmal auf der anderen Straßenseite abgelaufen waren, sowie einen Blick in das TCL – Chinese Theatre geworfen hatten, welches für seinen Stil einer chinesischen Pagode und die vielen Filmpremieren bzw. auch die vielen Fuß- und Handabdrücke berühmter Schauspieler in seinem Hof weltbekannt wurde, waren wir froh, hier nicht dauerhaft unterwegs sein zu müssen.
Danach besuchten wir noch Chinatown. Auch hier waren wir verwöhnt vom Chinatown in San Francisco, aber hier wirkte alles im Eingangsbereich eher wie für Touristen ausgelegt. Viele Gebäude waren frisch gestrichen und es gab kaum Geschäfte. Als wir weiterliefen, sahen wir auch wenig andere Leute und fanden es irgendwie deutlich unauthentischer als in SF. Wir waren etwas enttäuscht. Also machten wir uns auf, etwa 20 Minuten zum Financial District zu laufen. Wie sich herausstellte, war das ein Fehler. Nach etwa der Hälfte der Strecke kamen wir in eine Gegend, in der viele Zelte von Obdachlosen standen. Da es nicht mehr weit ware, wollten wir schnell durch die Zeltstadt laufen, doch ein Stück weiter hinten standen viele der Obdachlosen in haufenweise Grüppchen auf beiden Straßenseiten herum. Wie gesagt, waren es nicht gerade wenig. Mindestens 50 Personen, eher 100. Viele der Leute in unserer Nähe drehten sich uns zu und beobachteten uns. Das war richtig unangenehm. Wir wurden langsamer und wollten gerade sowieso umdrehen, als wir aus den Augenwinkeln sahen, wie einer der Obdachlosen seinem Gegenüber aus irgendeinem Grund ins Gesicht schlug und sofort eine große Schlägerei los. So schnell wir konnten, aber ohne zu rennen, drehten wir um und retteten uns in das nächstbeste Starbucks, welches eine Straße entfernt war. Dort verdauten wir den kurzen Schock, und riefen uns dann ein Uber, mit dem wir zurück zu unserem Auto fuhren. Irgendwie ist schon verständlich, dass in den USA alle mit ihrem Auto auch nur ein paar hundert Meter zurücklegen. Das ist definitiv sicherer, als in der falschen Gegend zu Fuß unterwegs zu sein. Und in eine falsche Straße ist man wirklich schnell spaziert, wie du siehst. Im Financial District waren wir dann übrigens doch nicht. Darauf war uns die Lust definitiv vergangen.
Wir hatten noch einen „Geheimtipp“ von unserem Autovermieter bekommen. Er meinte, wir sollen in Los Angeles definitiv bei Slab’s BBQ vorbeischauen. Das ist der Beste Barbecue Laden in LA. Auch das haben wir gemacht. Die Rippchen waren wirklich gut, aber nicht die Besten, die wir bisher gegessen hatten. Außerdem haben wir hier über 60 Dollar gezahlt, was unser teuerstes Essen auf der bisherigen Reise war. Beeindruckend war, dass an den Wänden viele Bilder und Autogramme von Promis hingen, die hier ebenfalls bereits essen waren. Aber das ist vermutlich auch der Grund für die hohen Preise in dem Laden. Naja. Immerhin hat es geschmeckt.
Wir gaben am Tag, bevor wir zurückflogen, unser Auto ab, da die Abgabestation an einem anderen Ort war als der Flughafen. Dort wurde Lukas beim Aussteigen aus dem Auto erst einmal von einem Obdachlosen angebettelt, der erzählte, er sei Veteran aus dem Vietnamkrieg und die Regierung will nicht für ihn sorgen. Er entgegnete, dass er das Auto zurückgeben muss und leider gerade im Parkverbot stehe. Deshalb muss ich schnell in der Abgabestation Bescheid geben, dass sie die Schranke hochfahren. Dem folge direkt eine harte Beleidigung von Seite des Bettlers, bevor er murrend weiterzog. Auch hier hat LA bei uns keinen guten Eindruck hinterlassen.
Nachdem wir das Auto abgegeben hatten, fuhren wir mit dem Bus noch ein paar Stationen zu einem Spanisch/Mexikanischen Markt. Busfahren war ebenfalls ein Erlebnis, welches wir definitiv nicht empfehlen können. Im Bus fuhren ebenfalls einige Obdachlose / Drogenabhängige. Einer stürze und verlor seinen ganzen gesammelten Müll, während ein anderer mit einer psychischen Störung die ganze Zeit herumschrie und pfiff. Vielleicht hatten wir auch nur Pech mit dem Bus und es ist nicht immer so, aber an diesem Tag war es wirklich etwas viel. Für den Rückweg riefen wir ein Uber.
Der mexikanische Markt selbst war aber ganz schön. Fast hätten wir uns ein paar Ponchos gekauft, haben uns dann aber doch dagegen entschieden, da wir die in Deutschland eher nicht brauchen werden.
Am nächsten Tag ging es früh zum LAX-Flughafen. Auch hier fuhren wir mit dem Uber, da das die schnellste Verbindung war. Die Frau, die uns fuhr, erzählte uns die ganze Fahrt über, was sie mittlerweile von diesem Land hält und wie ihrer Ansicht nach die politische Entwicklung unter Trump sei. Sie erzählte, dass sie es als farbige Frau in den letzten Jahren deutlich schwerer hat als unter Obama und dass sie hofft, dass Trump nicht wieder gewählt wird, da er das Land spaltet und zerstört. Das war noch ein interessantes Gespräch zum Abschluss.
Wir erreichten den Flughafen pünktlich und konnten ohne Probleme den Rückflug nach Deutschland antreten.
Nächste Woche gibt es die Zusammenfassung unserer Reise.
Bis dann!
Julia und Lukas