Zurück Zuhause – Ein Interview

Über das Heimkommen nach einer langen Reise.

Diesen Beitrag nutzen wir, um zu beleuchten, was jemanden erwartet, der eine ganze Weile unterwegs war und nun wieder daheim. Wir haben uns gegenseitig einige Fragen, wie „was habt ihr Zuhause als erstes gemacht“, gestellt, deren Antworten du in diesem Beitrag findest.

Vorab sollten wir erwähnen, dass das ein extrem subjektives Thema ist. Jeder nimmt es etwas anders wahr und verarbeitet es auch anders. Entsprechend müssen unsere Erfahrungen nicht unbedingt mit deinen übereinstimmen.

Ein Vorteil, den wir haben, ist dass, wir hier zwei Personen etwas vergleichen können. Zum einen Lukas, der aufgrund seines Auslandssemesters bereits zum zweiten Mal mehrere Monate im Ausland verbracht hat und zum anderen Julia, für die es das erste Mal war.

Zum Start erstmal einige Unterschiede, die es während der Weltreise 2023 bei Julia und Lukas gab:

Julia freute sich wieder darauf, selbst zu kochen, Lukas nicht. Nach der Weltreise hat man schließlich noch sein ganzes Leben zu kochen, und in Asien ist es als Tourist eigentlich fast immer günstiger essen zu gehen, als selbst zu kochen.

Lukas hatte kaum Heimweh. Bei Julia war das alles – je nach Situation – etwas stärker ausgeprägt. Aber auch Heimweh ist ein Thema, das schon so manchen Langzeitreisenden nach Hause zurückgetrieben hat.

Normalerweise ist Lukas morgens immer schneller fertig als Julia, während der Weltreise war es fast immer umgekehrt und Julia war schneller fertig. Man munkelt, dass es an der geringeren Klamottenauswahl lag, die Julia dabei hatte, aber wer weiß schon den wahren Grund.

So ging unsere Weltreise los

So, aber jetzt geht es ums eigentliche Thema. Wir haben uns gegenseitig Interviewt und hier siehst du unsere Antworten:

Hattest du ein komisches Gefühl? Wenn ja, ab wann?

Julia:
ja, hatte ich. Am Anfang habe ich mich gefreut, als ich wusste, dass es zurück nach Europa bzw. nach Hause ging. Als wir dann im Zug auf dem Weg von Wien nach Nürnberg waren, bekam ich aber auch ein komisches Gefühl, das mir eigentlich sagte, dass ich nicht Heim will…. oder direkt wieder los möchte.

Lukas:
Ich wusste ja von Anfang an, dass die Reise nicht ewig dauert. Entsprechend konnte man sich schon irgendwie darauf einstellen. Ein „komisches Gefühl“ würde ich es nicht nennen. Ich war mehr traurig darüber, dass die Reise größtenteils schon vorbei war.

Hast du dich auf zuhause gefreut?

Julia:
ja, hab ich oben schon erwähnt 🙂

Lukas:
ja, aber ein paar Monate länger Reisen wäre auch kein Problem gewesen 😀

Wie war es, wieder nach Hause zu kommen?

Julia:
Eigentlich ziemlich schlecht, weil es nicht so ein gemütliches Heimkommen war, wie vielleicht erwartet. Da es meiner Mutter zu dem Zeitpunkt nicht sehr gut ging und wir nicht wussten, was uns erwartet. Zum Glück wurde am Ende alles wieder gut.
Wir sind ja auch noch für ein paar Wochen unterwegs gewesen, mussten aber immer mal wieder heim. Das hat uns daran gehindert, mit der Reise richtig abzuschließen.

Lukas:
Ich fand das Heimkommen auch nicht so gut. Nach einer langen Heimreise mit Zug und Bus bin ich immer eher der Typ, der, bevor er sich entspannt, gleich alles aufräumt, damit es nicht noch tagelang herumfliegt. Da wir noch weiterreisen wollten, aber nicht genau wussten, wann es weitergeht, hat sich das Aufräumen der Sachen nicht wirklich gelohnt und die standen Wochenlang im Weg herum. Auch das hat dazu beigetragen, dass man mit der Reise nicht richtig abschließen konnte.

Was habt ihr zuerst gemacht, als ihr wieder Zuhause wart?

Julia:
Wäsche gewaschen und unsere Katze besucht, die bei meiner Mutter untergekommen war 🙂

Lukas:
ich hab erstmal ein bisschen Ruhe gebraucht, um mich auf zuhause umzustellen. Danach bin ich mit zur Katze gefahren 😀

Wie war der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben?

Julia:
Es war ganz gut. Hilfreich war, dass ich nicht direkt Vollzeit angefangen habe zu arbeiten. Allerdings war es auch sehr anstrengend, da man sich wieder in gewohnte Strukturen einfügen muss. Die vorherigen Monate waren wir komplett frei, zu entscheiden, wie wir unseren Tag gestalten. Diese Umstellung war schon eine kleine Herausforderung. Es war zu Beginn auch komisch, Lukas nicht mehr den ganzen Tag zu sehen, so wie es die letzten acht Monate der Fall war.

Lukas:
Ich bin direkt wieder in Vollzeit eingestiegen. Allerdings gab es zu Beginn eine kleine Einarbeitungsphase. Das Team war super und hat mich direkt wieder mit einbezogen. Die Umstellung von „Null auf Hundert“ hat mir die ersten Tage allerdings auch zu schaffen gemacht, und ich war am Abend einfach richtig platt. Julia meint auch, dass ich die ersten zwei-drei Tage ein bisschen schlecht gelaunt war. 😀

Gibt es Langzeitfolgen der Reise?
Habt ihr Angewohnheiten mitgebracht?

Julia:
Ich rechne häufig um, was man für das Geld alles in asiatischen Ländern bekommen würde. Also wie viele Nächte im Hotel oder wie viel essen man dafür dort bekommen würde. So ähnlich wie unsere Großeltern und Eltern alles noch in D-Mark umrechnen 😀
Wir essen jetzt auch ganz anders und kochen viel mehr ohne Fleisch bzw. auch häufig asiatisch.

Lukas:
Die größte Veränderung war wirklich das Essen. Zuhause essen wir eigentlich gar kein Fleisch mehr. Nur noch ab und zu auswärts. Außerdem essen wir auch daheim öfter mal mit Stäbchen. Das ist ganz cool 🙂
Eigentlich versuche ich auch, seitdem wir unterwegs waren, Zuhause auf viel mehr Dinge zu verzichten. Das ist allerdings ziemlich schwierig, da man im Alltag doch häufiger bestimmte Dinge benötigt, als auf Reisen. Manchmal fragte man sich danach: „War der Kauf wirklich nötig?“, und ab und zu ist die Antwort ungünstigerweise immer noch „nein“.

Vermisst ihr etwas?

Julia:
die japanischen 7-Eleven Supermärkte!
Aber auch das Reisen an sich. Unterwegs sieht man immer etwas Neues. Das ist Zuhause leider nicht der Fall.
Und auch das überwiegend warme Wetter.
Die Menschen in den anderen Ländern waren auch viel freundlicher als die meisten Deutschen. (Das lassen wir jetzt mal so stehen.)

Lukas:
Das leckere asiatische Essen. Jeden Tag Reis ist ein absoluter Traum 😀
Ich vermisse auch, wie unkompliziert in den meisten Ländern alles war. Deutschland ist da im Vergleich schon echt schlecht aufgestellt, was zum Beispiel Behördengänge und öffentliche Verkehrsmittel angeht. Leben ist in vielen der Länder, die wir besucht haben „leicht“.
Und dass man an den meisten Orten surfen gehen konnte. Das ist in Süddeutschland eher schwierig.

Würdet ihr auf der nächsten Weltreise wieder alles genauso machen?

Julia:
Ich würde viel wieder genau so machen. Ich würde versuchen, noch weniger Gepäck mitzunehmen und vermutlich auch weniger Heimweh zu haben weil ich das Gefühl jetzt kenne und besser damit umgehen kann. (Wir haben auch einen Beitrag mit fünf Tipps gegen Heimweh.) Und ich würde mehr Fotos und Videos machen.

Lukas:
Wenn es klappt, würde ich definitiv versuchen, nur mit Handgepäck zu reisen. Da kann man sich noch einmal eine Menge Zusatzkosten bei Flügen und Zeit beim Check-in sparen. Allerdings ist mir auch bewusst, dass das häufig von den Reisezielen abhängt. Ich könnte mir auch vorstellen, die Reise nächstes mal in drei Mal drei Monate aufzuteilen und dazwischen immer wieder nach Hause zu kommen und mein Gepäck für das nächste Reiseziel anzupassen (eventuell geht das auch Unterwegs, aber zum Beispiel eine dicke Winterjacke in Südostasien zu finden wird vermutlich schwierig).


Die letzten Meter nach Hause 🙂

Das wars mit unserem kleinen Einblick, nachdem wir nach mehreren Monaten im Ausland zurückgekommen sind.
Falls du Fragen hast, kannst du uns gerne auf Instagram oder über das Kontaktformular eine Nachricht zusenden.

Bis nächste Woche!

Julia und Lukas