18. Ziel: Yogyakarta

Von Erdbeben und großen Tempeln

Leute, in unseren fünf Tagen in Yogyakarta haben wir den größten buddhistischen Tempel der Welt besucht, eine Kirche, die aussieht wie ein Huhn und ein Erdbeben erlebt. Wie genau das alles war, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Bisher hat es eigentlich gut geklappt, innerhalb eines Landes nicht zu fliegen und nur öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Der Weg von Bali nach Java war allerdings zu weit, um ihn mit dem Auto und einem Fahrer oder öffentlichen Bussen zurückzulegen. Daher mussten wir etwa eineinhalb Stunden von Bali nach Yogyakarta fliegen. Innerhalb von Indonesien sind aufgrund der vielen kleinen Inseln die Flüge extrem günstig.

Der Ort liegt auf der Insel Java, welche sich westlich von Bali befindet. Auf dieser Insel findet man auch Jakarta, die Hauptstadt Indonesiens. (Anmerkung von Lukas: Jakarta war von allen bisher besuchten Orten, der mir am wenigsten gefiel. Zugleich ist es auch eines der größten Ballungszentren der Welt.)

Wichtig ist zu erwähnen, dass in Indonesien eigentlich der Islam die größte Glaubensrichtung ist. Einzige Ausnahme: Auf Bali gibt es in der Bevölkerung mehr Buddhisten. Daher ist Bali auch der einzige Ort Indonesiens, in dem man Babi (indonesisch für Schwein) zu essen findet.
Das merkt man auch an den Leuten in Yogya. Hier sieht man viele Frauen mit Kopftuch und häufig hört man die Muezzins von ihren Moscheen zum Gebet rufen. Eigentlich fühlt es sich an, als wäre man in einem ganz anderen Land. Was ein schönes Beispiel für die verschiedene Entwicklung der Inselbewohner Indonesiens ist.

Blick vom Hoteldach mit Pool über Yogyakarta

Ersteindruck von Yogyakarta

Dieser Teil Indonesiens ist vom Tourismus noch viel unberührter als das überfüllte Bali. Dennoch haben wir bereits auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft erkannt, dass das keine Kleinstadt ist, das man in ein paar Stunden zu Fuß besichtigen kann. Es ist eine Stadt mit über 400.000 Einwohnern.  In der gleichnamigen Sonderregion Yogyakarta leben über 3,6 Millionen Menschen.
Wir hatten ein tolles Hotel, das allerdings etwas außerhalb der Stadt lag. Im Gegensatz zu Bali, findet man hier nicht an jeder Ecke einen Rollerverleih. Nach etwas Googeln haben wir jedoch einen sehr freundlichen Laden gefunden, der uns einen fairen Preis machte.
Das Fahren war hier jedoch etwas verwirrender als in Bali, da es hier sogar extra Rollerspuren an den großen Straßen gibt. Eigentlich fühlt man sich auf so einer Zweiradspur sehr sicher. Manchmal wird es jedoch etwas chaotisch, wenn man rechts abbiegen muss und dann die Straße mit den Autos kreuzt oder ein Auto nach links abbiegt und ein kurzes Stück auf der Rollerspur fährt. In ganz Indonesien herrscht übrigens Linksverkehr.

Es gibt einige Hochhäuser in der Stadt und hin und wieder findet man auch Einkaufszentren. Im Vergleich zu anderen Städten wie Kuala Lumpur oder Bangkok, kann Yogyakarta nicht mithalten. Wir wurden in der Innenstadt häufig angesprochen und sollten einen Kunstmarkt besuchen, den es „nur heute“ gibt. Auf die Angebote sind wir dennoch nicht eingegangen, da wir der Sache etwas skeptisch gegenüberstanden. Außerhalb der Stadt findet man noch sehr viel unberührte Natur und Dschungel, was den Besuch der Sehenswürdigkeiten noch einmal aufwertete.

Borobudur Tempel

Sehenswürdigkeiten

Direkt am ersten Tag mit fuhren wir mit unserem Roller eine gute Stunde außerhalb der Stadt zum Borobudur Tempel. Dieser ist die größte buddhistische Tempelanlage der Welt und UNESCO-Weltkulturerbe. Historisch betrachtet wurde der Tempel vermutlich zwischen 750 und 850 gebaut. Als sich das Machtzentrum Indonesiens verlagerte, geriet der Tempel zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert in Vergessenheit. 1814 wurde der Borobudur wiederentdeckt und von der Vegetation und Vulkanasche befreit. Eine große Restaurierung fand von 1973 bis 1983 statt.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, den Tempel zu besuchen. Entweder erkundet man nur die Basisebene, also die untere Tempelanlage für etwa 25 Euro pro Person. Dies kann man auf eigene Faust machen, oder man bucht einen Platz in einer geführten Reisegruppe für etwa 30 Euro pro Person. In dieser Gruppe darf man dann auch in Begleitung eines Guides auf die höheren Ebenen des Tempels. Der Guide erklärt auch einiges zur Geschichte und einigen Reliefs an den Tempelwänden. Man erhält extra Schuhe zum Betreten des Tempels, die man am Ende sogar behalten darf.
Wir empfehlen nachdrücklich die geführte Tour mit einem Guide, da der fantastische Ausblick vom oberen Tempel der eigentliche Grund sein sollte, warum man diesen Ort besucht. Von den unteren Ebenen sieht er gar nicht so spektakulär aus.

Übrigens: Die Steinreliefs verlaufen auf neun Ebenen rund um den Tempel und erzählen die Lebensgeschichte von Buddha. Wenn man pro Bild etwa eine Minute Zeit zum Erzählen aufwendet, kann man etwa eine Woche lang nur der Geschichte Buddhas zuhören (sofern man zwischendrin schläft und isst. Ansonsten geht es auch kürzer.)

Nach unserem Besuch am Borobudur Tempel wollten wir noch die etwa 15 Minuten entfernte Chicken Church besuchen. Wir wurden am Rollerparkplatz des Borobudur Tempels gefragt, wohin wir hin wollten und der Parkwächter hat uns mit fadenscheinigen Argumenten vom Besuch der Chicken Church abgeraten, da „der Boden nicht sicher ist“ und wollte uns unbedingt zu einem Aussichtspunkt führen (der natürlich ordentlich Eintritt kostet). Da er so hartnäckig war, waren wir schon etwas verärgert und sind dann einfach losgefahren. In solchen Situationen sollte man sich nicht verleiten lassen, diese Angebote anzunehmen und den ursprünglichen Plan durchziehen. Sollte sie wirklich geschlossen sein, kann man danach ja immer noch zu dem Aussichtspunkt.

Wir kamen also an der Chicken Church an und alles hat wunderbar funktioniert. Die Kirche sieht tatsächlich aus wie ein Huhn. Man musste nur sehr wenig Eintritt zahlen (ca. 1,50 Euro pro Person) und bekam eine Führung durch die verschiedenen Stockwerke. So lernten wir, dass die Kirche eigentlich kein Huhn, sondern eine Friedenstaube darstellen soll. Aufgrund einer wirtschaftlichen Rezession wurde der Bau für einige Jahre eingestellt und in dieser Zeit begannen die Einwohner das Gebäude Chicken Church zu nennen. Dieser Name hat sich bis heute gehalten. Der Erbauer dieses Werkes sah diesen Platz als Ort der Erleuchtung und wollte ihn für alle Religionen begehbar machen. So bietet die Chicken Church Gebetsräume für viele verschiedene Glaubensrichtungen. Im ersten Stock gibt es einen größeren Raum, für verschiedenste Zeremonien. Im zweiten Stock gibt es noch ein kleines Café. Außerdem kann man über eine kleine Metallwendeltreppe nach oben steigen und die Aussicht vom Kopf des Huhns genießen. (Auch wenn wir gelernt haben, dass es eigentlich eine Friedenstaube ist, nennen wir es weiterhin Huhn :D).

Eine weitere Sehenswürdigkeit Yogyas war Taman Sari, die Wasserresidenz des Sultans. Yogyakarta ist eine der letzten beiden Regionen Indonesiens, die noch von einem Sultan regiert werden. Der Ort hier war wirklich schön und hier liefen einige witzige Hühner mit sehr kurzen Beinen herum. Außerdem wollten wir noch den Kraton, den Sultanspalast, besuchen. Dieser war allerdings aufgrund von Renovierungsarbeiten gesperrt. Stattdessen haben wir die Malioboro-Street besucht. Eine der Haupteinkaufsstraßen Yogyakartas. Hier wurden wir auch, wie bereits weiter oben erwähnt, häufig angesprochen, um diesen Kunstmarkt zu besuchen. Die Straße selbst hat uns jedoch etwas enttäuscht, da es hier eigentlich hauptsächlich Souvenirs für Touristen gibt. Wir sind dann gegenüber in ein kleines Einkaufszentrum zum Essen gegangen, damit uns nicht ständig die Verkäufer ansprechen. Als wir einen Parkplatz suchten, haben wir herausgefunden, dass es dort in den Tiefgaragen extra Rollerstellplätze bzw. sogar eine Extraetage gibt. Selten haben wir so viele Roller an einem Ort gesehen.

Als wir eines Abends gerade schlafen gehen wollten, begann die Erde zu beben. Wir sprechen hier nicht von ein wenig leichtem Wackeln und dann war der Spuk wieder vorbei, sondern es hatte wirklich etwa eine halbe Minute ernsthaft geschwankt. So stark, dass die leeren Kleiderbügel im Schrank aneinanderschlugen und die Türen klapperten. So stark, dass wir begannen uns ernsthaft Sorgen zu machen. Es dauerte einige Sekunden, bis wir realisierten, dass wir gerade ein Erdbeben erleben. Als wir uns nach dem nächstbesten Punkt zum Unterstellen umsahen (z.B. unter dem Schreibtisch oder dem Türsturz), ließ das Beben zum Glück wieder nach. Kurz wussten wir nicht, was wir tun sollen. Dann erkannten wir jedoch, dass die Möglichkeit eines Nachbebens besteht. Daher zogen wir uns schnell T-Shirt und Hose über, schnappten zumindest unseren Reisepass und verließen das Hotel über den Fluchtweg.

Während wir draußen etwa 45 Minuten warteten, bis das Hotelpersonal Entwarnung gab, sagte uns eine Frau, dass das Erdbeben eine Stärke von sechs auf der Richterskala hatte. Etwa ab dieser Intensität beginnt es, abhängig von der Länge des Bebens, gefährlich zu werden. Wir hatten Glück, dass es nur kurz andauerte und die Nachbeben ausblieben. Da die Richterskala logarithmisch aufgebaut ist, bedeutet das, dass jede weitere Stufe 10x so heftig ausfällt, wie die vorherige. Daher kann es sein, dass viele bei einem Erdbeben der Stärke fünf nicht einmal großartig etwas mitbekommen würden, wobei es bei einem Erdbeben der Stärke sieben bereits zu erheblichen Schäden an Bauwerken kommen kann. So gesehen hatten wir wirklich Glück. Im Nachhinein, da nichts weiter passiert ist, war das eine wirklich intensive Erfahrung.

Auf der Rückfahrt zum Flughafen fragten wir unseren Grab-Fahrer, was die Einwohner bei einem Erdbeben machen. Er entgegnete, dass alle so schnell wie möglich aus dem Haus gehen und dann beginnen zu beten, dass nichts Schlimmeres passiert. So gesehen hatten wir Glück, dass das Erdbeben nur kurz dauerte und keine Nachbeben oder Flutwellen mitbrachte.

Kulinarik

Auch in Yogyakarta haben wir (wie immer) gebratenen Reis und gebratene Nudeln gegessen. Außerdem haben wir Tahu Telur mit Erdnusssoße gegessen. (=Tofu mit Ei). Sehr lecker waren auch gefüllte und frittierte Teigtaschen (Gemüse Roti), die wir uns über die Essensfunktion der Grab-App bestellt haben. Manchmal hat man keine Lust noch einmal vom Hotel extra mit dem Roller in die Stadt zu fahren und etwas zu essen zu suchen. Da ist diese Funktion wirklich praktisch. Neben uns befand sich ein Lotte-Großhandel. Hier konnten wir uns täglich unser Frühstück besorgen. An der Chicken Church gab es für uns gratis eine lokale spezialität aus Kartoffeln, von der wir leider den Namen vergessen haben. In einem Einkaufszentrum gab es fluffige Eierpfannkuchen mit Eis und Agavendicksaft.
Übrigens haben wir auch einen Durian-Drink probiert. Wer sich erinnert: Durian wird als Stinkfrucht bezeichnet. Lukas hat bereits einmal eine probiert und sagte, dass sie schlechter riecht, als sie eigentlich schmeckt. Da Julia auch neugierig war, aber diese Früchte in Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln verboten sind, haben wir gedacht wir probieren einmal diesen Drink. Wie zu erwarten, hat er ekelhaft geschmeckt und wir haben ihn nicht ganz getrunken. Bilder dazu gibt es (zum Glück) nicht 😀

Weitere Eindrücke von Yogyakarta

Neben dem Borobudur-Tempel gibt es in Yogyakarta auch noch den Prambanan-Tempel. Dieser ist der größte Hindutempel Indonesiens. Da der Eintritt hier wieder pro Person ähnlich hoch wie am Borobudur-Tempel war, haben wir auf einen Besuch dort verzichtet. In der Stadt gibt es viele kleine Tempel, die man sich einmal ansehen kann. Wir haben allerdings auch darauf verzichtet, da wir seit unserem Reisebeginn schon eine Menge ähnliche Tempel gesehen haben.
Wie bereits oben erwähnt, hatten wir in Yogyakarta ein sehr gutes Hotel, das so eigentlich nicht in unserem Budget gewesen wäre. Glücklicherweise gehört es zur selben Hotelkette wie das Hotel, welches wir in Kuala Lumpur besucht hatten und konnten durch ein besonderes Preisangebot den Preis nach unten drücken.

Yogya war eine spannende Erfahrung, da es hier viel weniger Touristen als auf Bali gab. Allerdings musste man auch hier ständig aufpassen, da viele Leute versuchen einem etwas aufzuschwatzen. Als Europäer fällt man hier deutlich mehr auf als an anderen Orten. Den Eintritt für den Borobudur und den Prambanan-Tempel finden wir etwas überteuert, da die Einwohner und nationale Besucher für einen Bruchteil des Eintrittspreises den Tempel betreten dürfen. Im Gegensatz zu den umgerechnet 30 Euro, die wir bezahlt haben, bezahlen sie nur drei Euro. Die Stadt selbst ist nicht die schönste, in der wir bisher waren, dennoch finden sich hier einige schöne Orte, wie die Wasserresidenz des Sultans, die es sich zu besuchen lohnt, wenn man in der Nähe ist. Auch der Besuch bei der Chicken Church, (wenn man sowieso am Borobudur-Tempel ist), können wir jedem Besucher besonders ans Herz legen.

Nächster Beitrag, nächste indonesische Insel. Dieses Mal ging der Flug in Richtung Westen.
Bis dann!

Julia und Lukas

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Ein Kommentar

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