Von Elchen und Glasbläsern im Småland
Hej!
Diese Woche geht es um die Region, die unter dem Namen Glasriket (übersetzt: Glasreich) bekannt ist. Sie liegt mitten in der Provinz Småland (übersetzt: Kleine Länder), welche die typisch skandinavische Natur beherbergt, die wie aus einem Bilderbuch scheint. Es gibt riesige Nadelwaldgebiete, viele Seen und ausgedehnte Moore. Neben ihrer Landschaft ist die Region für ihre zahlreichen Glashütten und Elchparks bekannt. Viel Spaß beim Lesen!
Nachdem es in Kalmar nicht mehr viel zu sehen gab, fuhren wir bereits etwas tiefer ins Småland. Alleine die Fahrt durch die endlosen Wälder war irgendwie spannend. Wir schliefen an einem Stellplatz in der Nähe eines Fußballplatzes. Auch hier gab es direkt nebenan einen See mit einem Einstieg zum Schwimmen. Nicht weit entfernt davon war die erste Glashütte, die wir am nächsten Tag besuchen wollten.
Die Glasbläser
Im Småland sind über 12 Glashütten in Betrieb. Man findet eine Bandbreite dieses Handwerks. Von einfachen Trinkgläsern bis hin zu preisgekrönten Glaskunstwerken. Lukas hatte bereits zwei vielversprechende Glashütten herausgesucht. Problem war nur, dass diese außerhalb der Saison nicht jeden Tag geöffnet hatten. Eine der beiden hatte nur Montag bis Donnerstag geöffnet und fiel daher aus. Daher fuhren wir zu der anderen Glashütte, die relativ nahe war. Auch hier waren keine Öffnungszeiten außerhalb der Saison angegeben und wir fanden im Garten vor der Glashütte zwar einige schöne Kunstwerke, der Ofen in der Hütte war jedoch kalt. Daher entschieden wir uns für eine andere vielversprechende Station. Sie wurde von einer Glasbläserin geleitet, die der Hütte mit der Übernahme vor einigen Jahren auch optisch einen neuen Touch und Name verlieh (The Glass Factory). Wir kamen dort an und wurden am Empfang direkt vertröstet, dass die Glasbläserin heute krank ist und daher keine Besichtigungen möglich sind. So ein Pech!
Wohl oder übel mussten wir auf einen Ersatzplan ausweichen und entschieden uns dafür, einen Elchpark ganz in der Nähe zu besuchen. Mehr dazu findest du unter dem Punkt Elchpark weiter unten.
Da es nach dem Elchpark bereits relativ spät war, entschieden wir uns dafür, eine Nacht in der Gegend zu verbringen und unser Glück noch einmal morgen an einer der Glashütten zu probieren. Dieses Mal lief es besser. Heute hatte Mickejohans Kunstglashütte geöffnet. (Das war die Hütte, die außerhalb der Saison nur vier Tage geöffnet hat und war unser favorisiertes Ziel.) Der Künstler hat bereits einige Preise gewonnen und ist einer der wenigen Glasbläser der Welt, die die Doppelgraal-Technik anwenden können. Bei der Graaltechnik werden Bilder und Muster in das Glas eingearbeitet und dann mit einer weiteren Glasschicht überzogen.
Die Hütte selbst war sehr klein und es arbeiteten nur Micke Johansson und seine Partnerin darin. Wir sahen zu, wie er in etwa 30 Minuten eine Figur aus einem Glasklumpen zauberte, die an einen jubelnden, tanzenden Menschen erinnerte. Ansonsten gab es auch allerlei Kunstwerke in der Hütte zu bestaunen und zu kaufen. Ein Andenken war für uns leider nicht im Budget, da Kunsthandwerk natürlich auch seinen Preis hat.
Eigentlich wollten wir weiterfahren, als uns auf einmal nach wenigen Kilometern bereits ein Schild ins Auge sprang, das auf eine Glashütte hinwies, die keine fünf Minuten Umweg von unserer Strecke entfernt lag. Wir beschlossen den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und dort auch einmal vorbeizuschauen.
An der Bergdalahyttan angekommen, hatten die Glasbläser gerade Mittagspause und wir mussten uns die Zeit im kleinen Glasmuseum und im zugehörigen Shop vertreiben. Hier gab es ebenfalls einige sehr schöne Kunstwerke, dennoch waren sie nicht ganz so beeindruckend wie in der ersten Glashütte. Die Hütte war viel größer und bestimmt könnten hier auch mehr Leute arbeiten. Heute waren auch dort nur zwei Glasbläser an der Arbeit. Sie stellten heute nur einfache Vasen her. Dennoch war es interessant, da die Vasen hier auch wirklich geblasen wurden. Das hatten wir in der ersten Glashütte nicht gesehen.
Hinweis: Wer ein möglichst rundes Touristenerlebnis im Glasreich haben möchte, der kann die bekannteste der Glashütten besuchen. Die Kosta Glasbruk ist die größte der Hütten und bietet extra Führungen für Touristen an. Zudem gibt es hier ein eigenes Hotel inklusive Wasserpark für die Besucher. Wir haben uns dagegen entschieden, da uns der ganze Auftritt der Glashütte zu touristisch wirkte. Dennoch wollten wir diesen Ort für dich erwähnen, damit du bei deinem Schwedenbesuch nach Belieben selbst entscheiden kannst, wohin du möchtest.
Weitere Informationen zum Glasreich findest du auf der Seite Visitsweden.de 🙂
Alle Links auf dieser Seite wurden am 20.11.2023 zuletzt geprüft.
Der Elchpark
In der Region Kosta liegt einer der größten Elchparks in Schweden. Da es am ersten Tag mit den Glashütten nicht so gut funktionierte, entschieden wir uns daher für einen Besuch im Grönasen Elch- und Nutztierpark. (Eintritt: 135 Kronen = ca. 11,50 Euro pro Person). Zu Beginn gibt es in dem Park einige Ziegen, Hühner und Schweine. Läuft man dann den etwa zwei Kilometer langen Rundweg weiter, kommt man an einigen Gehegen vorbei, in denen sich Elche und Rotwild befindet. Da die Futterstellen für die Tiere sehr nahe am Zaun aufgebaut wurden, sieht man garantiert einige der zwölf Elche im Park aus nächster Nähe. Wir waren sehr beeindruckt von den riesigen Säugetieren.
Entlang des Wanderwegs befinden sich auch immer wieder Aussichtspunkte, auf denen man etwas Rast machen kann. Der Park selbst wirkte auf uns sehr schön und gepflegt. Doch da er sich selbst als einen der größten Elchparks bezeichnet, waren wir etwas verwundert, dass der Rundweg nur zwei Kilometer lang war. Zudem gab es einen relativ großen Souvenirshop, in dem man sich auch nach dem Rundtrip eine Elchwurst kaufen und selbst über einer offenen Feuerstelle braten kann. Das fanden wir etwas seltsam, kam aber bei den anderen Touristen, die dort waren, sehr gut an. Zudem gab es eine Ausstellung „Die größten Gefahren für Elche“, in denen alle möglichen ausgestopften Tiere zu sehen waren, die Elchen gefährlich werden konnten. Unserer Meinung nach hätte dafür eine Infotafel oder Bilder gereicht, aber auch das ist vermutlich Geschmackssache.
Alles in allem können wir den Park dennoch sehr empfehlen, da die Tiere es hier scheinbar gut haben. Man muss jedoch bedenken, dass man die zwei Kilometer Rundweg in etwas weniger als einer halben Stunde bereits durchlaufen hat. Daher muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das über zehn Euro Eintritt wert ist.
Kulinarik
Wir haben mal wieder im Camper gekocht. Dieses Mal gab es Reis mit Curry, Kichererbsen und Karotten und am anderen Tag Nudeln mit Sahnesoße (und den restlichen Karotten). Außerdem haben wir im Coop-Supermarkt ein klasse Angebot entdeckt. Für drei Packungen Milchreis (oder Grießbrei) zahlt man nur 40 Kronen (entspricht etwa 3,40 Euro), also etwas über 1,10 Euro pro Packung. Das ist für Schweden wirklich günstig. Da haben wir auch gleich zugeschlagen 😀
Weitere Eindrücke aus dem Småland
Was für uns ganz besonders war
Lukas fand die Glasbläser klasse. Er hat vor vielen Jahren während seines Studiums ein Praktikum in einer Glashütte in der Rennsteig-Region gemacht. Dort lief alles sehr technisch, daher war es für ihn etwas besonderes, auch einmal die reine Handwerksseite bzw. die Kunst dahinter zu sehen, die im krassen Gegensatz zur Massenproduktion steht.
Julia fand es toll, Elche aus nächster Nähe zu sehen, aber auch sie fand die Glashütten noch etwas spannender. Trotzdem verstehen wir jetzt, warum der Elch in Schweden „König der Wälder“ genannt wird, und nicht der Hirsch (wie es bei uns der Fall ist.)
Auch die langen Autofahrten durch die Wälder fanden wir beeindruckend. Müssen aber zugeben, dass diese Abschnitte, sofern man alleine unterwegs ist, auch etwas langweilig werden könnten.
Für deine Reiseplanung
Je nachdem, was du alles ansehen möchtest, kannst du im Glasreich inklusive eines Besuchs im Elchpark ruhig einen ganzen Tag einplanen. Småland hat aber noch viel mehr zu bieten. So kannst du z.B. noch etwas weiter fahren und rund um Vimmerby die Schauplätze der Kindergeschichten und das Elternhaus von Astrid Lindgren besuchen. Die Autorin hat mit ihren Geschichten von Pipi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Ronja Räubertochter diesen Teil Schwedens mit seinen idyllischen Dörfern und urigen Bauernhöfen weltberühmt gemacht. Es gibt sogar einen eigenen Themenpark – Astrid Lindgrens Welt – in dem du neben den bereits genannten Figuren auch Karlsson vom Dach und die Brüder Löwenherz treffen kannst.
Auch das Wandererherz lässt diese Region höher schlagen. So gibt es neben dem Moor-Nationalpark Store Mosse auch eine große Auswahl an anderen Wanderwegen (siehe: visitsmaland.se/de für weitere Infos). Wir wären ebenfalls gerne in den Nationalpark gegangen, jedoch hat uns hier das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und da wir durch unser Pech bei der Glashüttenwahl bereits einen Tag länger als geplant hier waren, konnten wir auch nicht länger bleiben, da wir noch mehr von Schweden sehen wollten.
Wie üblich gibt es hier noch ein paar weitere Eindrücke, die weiter oben nicht ganz zum Thema gepasst haben. Viel Spaß 🙂
Småland war ein super Abschnitt dieser Reise. Die Landschaft war wirklich schön und hier haben wir uns direkt wohlgefühlt. Småland spricht man übrigens „Smohland“ aus. Dann klingt man schon fast wie ein richtiger Schwede 😀
Weißt du eigentlich, was Loppis sind? Davon gibt es in Schweden und vor allem im kleinen Land auch einige. Leider hat das nicht mehr in diesen Beitrag gepasst und wir haben diesen Punkt in den nächsten Beitrag aufgenommen. Sei gespannt 🙂
Bis nächste Woche!
Lukas und Julia