Die Trollkirche im Wald des Gottes Tyr
Hej!
Nachdem wir bereits letztes Mal mitten im Wald gecampt haben, sind wir nun das letzte Stück zum Tiveden Nationalpark gefahren. Es gibt in dem 1353 Hektar großen Waldgebiet eine Menge Wanderwege, doch wir haben uns für den angeblich schönsten und bekanntesten entschieden, welcher uns über Granitgestein, vorbei an zwei Seen und der sogenannten Trollkirche führte. Der Name bedeutet übersetzt etwa „Wald (ved) des Gottes Tyr (Ti)“. Tyr ist ein Gott der altisländischen Schriften Edda und dort sowohl als Gott des Kampfes und Sieges, als auch als Bewahrer der Rechtsordnung bekannt.
Schwedens Nationalparks
Schweden war 1909 das erste Land der EU, welches bestimmte Regionen als Nationalparks ausschrieb, um die Natur für zukünftige Generationen zu bewahren. Die Erhaltung von unberührter Natur, die vor über 100 Jahren mit neun Nationalparks begann, hat sich durchgesetzt und so existieren derzeit 30 Nationalparks in Schweden, die etwa 1,6 Prozent der Landesfläche abdecken. Zudem gibt es 3500 Areale, die der strengsten Schutzgebietskategorie nach UICN (International Union for Conservation of Nature) unterliegen. Weitere 15 Prozent des Landes und 15 Prozent der Meeresgebiete sind offizielle Naturschutzgebiete. Somit existieren hier etwa 19.940 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 36.816 Quadratkilometern.
Die Nationalparks sollen alle sechs unterschiedlichen Lebensräume Schwedens abdecken:
- Fjällgebirge
- Nadelwälder
- Edellaubwälder
- Feuchtgebiete
- Seen und Flüsse
- Küsten, Meer und Schären
Wir besuchten den Nationalpark Tiveden der zugleich auch den nördlichsten Punkt unserer Reiseroute markiert. Man merkte bereits bei der Anfahrt, dass man – obwohl man noch gar nicht am Eingang war – deutlich weiter entfernt von der Zivilisation ist als in Südschweden. Die Dörfer wurden seltener und die Wälder dichter. Ohne eigenes Auto ist es fast unmöglich den Nationalpark zu besuchen. Am einfachsten ist die Zufahrt über die Straße 49 von Karlsborg nach Ackersund, da hier der Weg ausgeschildert ist.
Unser Wanderweg
Lukas hatte schon vorab im Internet etwas recherchiert und einen Wanderweg herausgesucht, von dem wir selbst nicht ganz wussten, was uns erwartet. Es war relativ schwierig, zuverlässige Informationen zu den Wanderwegen einzelner Nationalparks online herauszufinden. So kam es, dass wir über die geschotterte Straße (mit einigen Schlaglöchern) an einem kleinen Parkplatz kamen, und uns die dort aushängenden Karten noch einmal genauer angesehen. Anschließend haben wir uns doch für eine kleinere Tour entschieden. Wir fuhren also zu dem Parkplatz, an dem der neue Wanderweg beginnt und dort hingen auch besser ausgeschilderte Informationen. Die ausführliche Information zu den möglichen Wanderwegen haben wir dir unten bei den „weitere Eindrücke des Nationalparks“ mit eingefügt.
Wir begannen also die 4,6 Kilometer des Trollkyrka-Wanderwegs (Rot, auf der rechten Seite). Auch wenn der Weg mit etwa drei Stunden Dauer gekennzeichnet war, benötigten wir doch knapp vier Stunden. Klar machten wir einmal etwa 20 Minuten Pause, aber ein weiterer Grund war, dass es in den letzten Tagen viel regnete und wir häufig großen Wasserpfützen ausweichen oder drumherum klettern mussten und nicht einfach durchmarschieren konnten. Wir empfehlen dir daher zu dieser Jahreszeit unbedingt Wanderschuhe auf diesen Wegen!
Highlights des Wanderwegs sind die große und die kleine Trollkirche (Trollkyrka), die riesigen Granitfelsen, die seit dem Abschmelzen der Eisschicht vor mehreren Jahrhunderten fast unberührt frei liegen und die vielseitige Natur.
Wir machten eine Pause auf der Spitze der großen Trollkirche (Stora Trollkyrka). Als wir an der kleinen Trollkirche (Lilla Trollkyrka) vorbeikamen, entschieden wir uns gegen einen Aufstieg, da der Weg von einer größeren Wandergruppe bereits in Anspruch genommen wurde und wir unser eigenes Tempo beibehalten wollten. An zwei Orten auf dem Wanderweg sahen wir Feuerstellen und kleine (offene!) Hütten, in denen man mit der richtigen Ausrüstung auch übernachten könnte.
Letztlich war es eine anstrengende, aber gute Wanderung durch die schöne Natur. Wer jetzt allerdings etwas ganz Besonderes erwartet, könnte leicht enttäuscht werden, da viele Abschnitte dieses Weges auch genau so in deutschen Wäldern liegen können. Wenn du Spaß am Wandern hast, wirst du hier (oder in einem der vielen anderen Nationalparks) auf jeden Fall auf deine Kosten kommen.
Weitere Eindrücke des Nationalparks
Was für uns ganz besonders war
Der Eintritt zu jedem Nationalpark in Schweden ist kostenlos. Das hat uns noch einmal verdeutlicht, wie sehr sich die Ansicht Schwedens zur Natur von unserer unterscheidet. Hier gehört die Natur wirklich allen gemeinsam. Entsprechend sauber sind die Wanderwege und jeder achtet darauf, dass hier nichts zerstört wird.
Das war unser einziger besuchter Nationalpark in Schweden, aber er hat uns neugierig auf mehr gemacht. Bei einem erneuten Besuch werden wir mit Sicherheit noch den einen oder anderen Nationalpark besuchen.
Für deine Reiseplanung
Abhängig von der Jahreszeit kann es auf den Parkplätzen in den Nationalparks schonmal eng werden, daher ist unsere erste Empfehlung möglichst frühzeitig anzureisen. (Wir hatten keine Probleme, waren aber auch außerhalb der Hochsaison dort.)
Die zeitlichen Angaben zu den Wanderwegen sind recht knapp bemessen, plane daher etwas länger ein. Auch wenn die Wege angeblich mit Alltagsschuhen begehbar sein sollen, empfehlen wir dir auf jeden Fall Wanderschuhe. Zudem solltest du auf jeden Fall etwas zu essen und zu trinken mitzunehmen.
Einen ersten Überblick der Nationalparks findest du unter: Sveriges Nationalparker. Erst Infos zu den Parks gibt es hier auch auf Deutsch. Beachte jedoch, dass du für die volle Information die Sprache auf Englisch einstellen musst, da nicht alle Unterseiten übersetzt wurden und daher sonst nicht erscheinen.
Außerdem haben wir auf der Seite Urlaubstracker eine Liste mit den (angeblich) zwölf besten Nationalparks in Schweden gefunden.
Vielleicht hilft dir das, deine Entscheidung, welchen Park du besuchst etwas einzugrenzen.
Hier findest du eine Übersicht der Wanderwege in Tiveden. Leider ist hier nur die Länge und nicht die Dauer der Wege angegeben, deshalb findest du die ungefähre Dauer hier in der Bildergalerie. Diese haben wir am Parkplatz abfotografiert. (Links wurden am 14.11.2023 zuletzt geprüft)
Tatsächlich sind wir ein gutes Stück gewandert, hätten es uns aber nicht ganz so anstrengend vorgestellt. Zum Glück haben wir uns noch für die kürzere Route entschieden 🙂
Da Tiveden der nördlichste Punkt unserer Reise war, bedeutet das auch, dass wir uns jetzt wieder auf den Rückweg entlang der Westküste machen. Nächste Woche haben wir einen Ort besucht, der für einen kurzen Stopp echt spannend war, aber gar nicht im Reiseführer stand. Sei gespannt 🙂
Bis dann!
Julia und Lukas