Ein Jahr Zuhause

Es ist fast schon ein Jubiläum. Heute, vor ungefähr einem Jahr, kamen wir aus Asien zurück nach Europa und blieben erst einmal knapp zwei Monate in Deutschland, bevor wir uns auf zur nächsten Reise machten. Jedoch nur innerhalb Europas. Der größte und spannendste Teil unserer Reise war somit vorbei. Eigentlich war unser Plan komplett anders, aber wie das Leben manchmal so ist, muss man sich an die gegebene Situation anpassen.

Wir wollen dir in diesem zugegebenermaßen kurzen Beitrag berichten, wie unser Rückkehr nach Europa verlief, die ersten Tage Zuhause und wie unser Einstieg in die Arbeitswelt war.

Rückreise nach Europa

Wir sind damals von Sri Lanka nach Wien geflogen. Die Rückreise war wirklich seltsam. Vor allem für Julia, die auf unserer Reise manchmal schon das Heimweh geplagt hatte. Als wir im Flieger saßen, hatte sie das Heimweh überwunden und war eher traurig, dass es wieder zurückging. Lukas hatte tatsächlich kein großes Heimweh, aber auch er wusste, dass es mit dem Reisen nicht ewig so weitergehen kann, deshalb hatte er sich mit der Situation einfach abgefunden. Zudem kamen wir ja nicht direkt nach Hause, sondern es warteten ja auch erst noch ein paar Tage Wien auf uns.

Ganz ähnlich wie in Deutschland hat uns die österreichische Bahn (ÖBB) erst einmal mit Zugausfällen und dem üblichen Verkehrschaos der öffentlichen Verkehrsmittel empfangen. Also ganz ähnlich wie es die Deutsche Bahn auch bei uns Zuhause macht.
Das Transportchaos als Ersteindruck, wenn man platt von einem langen Flug aus dem Flughafen kommt, hat direkt den Wunsch ausgelöst: „Wir wollen zurück!! :(“ … Glaub es, oder auch nicht. In Asien gab es NIE solche Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. U-Bahn und S-Bahn waren immer recht pünktlich, und wenn einmal eine Fahrt ausfiel, gab es genügend Ansprechpartner, die Bescheid wussten, wo und wie eine Ersatzfahrt losging. Service wird in Asien dort großgeschrieben. Busse waren etwas abhängig vom Stadtverkehr und standen häufig im Stau, aber waren dennoch einigermaßen vertretbar pünktlich. In Österreich, am ÖBB-Schalter, wusste keiner, von welcher Haltestelle der Schienenersatzverkehr für unsere ausgefallene S-Bahn-Linie fuhr. So haben wir ihn auch direkt verpasst. Guter erster Eindruck. Danke dafür.

In diesem Bild, laufen wir die letzten Meter nach Hause 😀

Zurück in Deutschland

Wir fuhren mit dem Zug von Wien zurück nach Nürnberg. Abgesehen von einer moderaten Verspätung (unter einer halben Stunde) funktionierte das alles aber recht gut. Diese Strecke kann man auf jeden Fall für einen Wochenendtrip empfehlen. Klar wurde uns angeboten, dass wir vom Bahnhof abgeholt werden, aber in anderen Länder sind wir ja auch immer von einer Haltestelle oder dem Flughafen zur Unterkunft gekommen. Deshalb haben wir es uns nicht nehmen lassen, die letzten Kilometer ebenfalls mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Knapp zwei Stunden später waren wir dann auch auf den letzten Metern bis Zuhause.

Tatsächlich wollten wir aber keine große Begrüßung, sondern erst einmal in Ruhe ankommen und uns sammeln. Wenn man dann doch wieder zurück in seiner bekannten Umgebung ist, und „das Hirn Zeit zum Durchatmen hat“, sprich: Nicht ständig neue Eindrücke verarbeiten muss, bemerkt man einmal erneut, wie anstrengend es ist, dauerhaft unterwegs zu sein. Andererseits war es genauso anstrengend, von den täglichen neuen Eindrücken komplett auf den Alltag vor der Reise zurückzuschalten und nur wenig neue Eindrücke zu sammeln.
Nachdem wir unsere Sachen abgelegt hatten und uns erst einmal eine halbe Stunde auf dem Sofa abgelegt hatten, begannen wir direkt damit, Klamotten zu waschen und unsere Sachen aufzuräumen. Erfahrungsgemäß liegen die Sachen bei uns sonst tagelang herum, bevor man sich dazu aufraffen kann. Nachdem das Nötigste erledigt war, haben wir ein bisschen mit unseren Eltern über die Reise gesprochen. Was uns zu der Frage führt, die uns am häufigsten gestellt wurde:

„Was war das schönste Erlebnis eurer Reise?“

Keine Frage haben wir so (oder so ähnlich) öfter nach unserer Rückkehr gehört. Hier beantworten wir sie dir ein für alle Mal: keine Ahnung.

Gerade auch, wenn man länger unterwegs ist, wird es schwierig, zwischen den ganzen Erlebnissen zu differenzieren. Zudem sind Reiseerfahrungen immer komplett individuell. Für uns war es zum Beispiel so: Die Menschen waren am freundlichsten in Sri Lanka, Preis-Leistungs-Verhältnis war in Vietnam am besten, die schönsten Tempel gab es auf Bali und am meisten zu entdecken in Japan. Die bunteste Kultur war wohl in Kuala Lumpur (Malaysia), etc. … Du verstehst vermutlich, was ich meine. Ohne einen etwas konkreteren Ansatzpunkt müssen wir erst einmal ein paar Minuten überlegen, was den Gesprächspartner überhaupt interessieren könnte. Und wenn wir mal ehrlich sind, fällt uns einiges in dem Moment auch nicht sofort ein. Um möglichst viel über unsere Reisen in Erfahrung zu bringen, lohnt es sich wohl am meisten, wenn du diesen Blog liest 😀

Eine Sache, die wir besonders stark bei unserer Rückkehr und einigen Gesprächen bemerkt haben, ist, dass viele denken, dass asiatische Länder zum Teil rückständig sind. Das ist ein wenig der arrogante Blick des Westens auf den Osten. Tatsächlich sagen wir, dass das ein grober Fehler ist. Im Vergleich zur Servicewüste Deutschland, funktioniert in diesen Ländern wirklich viel und wirklich schnell, wenn es sein muss. Bestes Beispiel sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Dort, wo es keine gibt, wird der Markt von technischen Lösungen wie Uber oder Grab-Apps zur Fahrtenbuchung dominiert. Wohingegen in Deutschland die Nutzung von Uber aufgrund fehlender Bescheinigung (lt. Personenbeförderungsgesetz) der Fahrer verboten ist. Hier scheitert Innovation also (wie so oft) an der deutschen Bürokratie. Das ist nur ein Beispiel von vielen.

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Goldener Pavillon Kinkaku-ji
Goldener Pavillon Kinkaku-ji – Japan Hinterließ bei uns einen bleibenden Eindruck

Unser Arbeitseinstieg

Nachdem wir noch zweimal innerhalb Europas unterwegs waren (Schweden und Spanien) und Reisen in Europa einfach deutlich teurer als in Asien ist, hatten wir unser Budget unplanmäßig schon deutlich reduziert, sodass klar war, dass wir uns vermutlich gar nicht leisten können noch drei Monate in Europa herumzureisen. Noch einmal nach Asien hätte sich aufgrund der teuren Flüge ebenfalls nicht gelohnt. Schweren Herzens entschieden wir uns dann dafür, nach der Rückkehr aus Spanien, Mitte November, unsere Weltreise offiziell für beendet zu erklären. Die Bilanz war gar nicht so schlecht. Wir hatten in Südostasien alle Ziele geschafft, die wir uns vorgenommen hatten. Anstatt aber von Sri Lanka direkt nach Wien zu reisen, hätten wir auf dem Rückweg gerne noch ein paar Länder mitgenommen, die auf dem Rückweg lagen. So wäre zum Beispiel ein paar Tage Aufenthalt in Doha und einige Tage in Nordafrika (Ägypten, Tunesien, Marokko) noch auf der Liste gewesen. Auch die Felsenstadt Petra in Jordanien war im Gespräch. Das haben wir leider nicht geschafft.

So verkürzte Julia Ihre Freistellung und begann zum Dezember wieder zu arbeiten. Lukas verkürzte seine Freistellung nur um einen Monat (größere Unternehmen sind bei solchen Prozessen einfach etwas langsamer) und begann ab dem ersten Februar wieder zu arbeiten. Bis dahin hatte er eine eigene To-do-Liste, die er abarbeitete. Zuhause gab es auch häufig etwas zu tun, bei dem er unterstützte. Außerdem half er in der Zeit auf ein paar Baustellen von Freunden ein wenig aus.

Hier noch einmal die Erinnerung: Wir haben beide nicht gekündigt, sondern sind frühzeitig auf unsere Arbeitgeber zugegangen und haben uns für zwölf Monate ohne Bezahlung freistellen lassen. Glücklicherweise sind beide Unternehmen darauf eingegangen. Ansonsten hätten wir nämlich kündigen müssen. Das hatten wir zuvor auch schon besprochen und hätten es auch durchgezogen. So sehr wollten wir diese Reise unternehmen.

Aber jetzt kommen wir zum eigentlichen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt:

Es war ätzend*

*Bitte nicht persönlich nehmen, liebe Kollegen von Julia und Lukas, die das hier lesen. Es lag nicht an euch und nicht an der Arbeit selbst 😀

Die ersten zwei-drei Wochen Arbeit waren sowohl für Julia, als auch für Lukas hart. Wenn man über Monate jeden Tag komplett selbst entscheiden kann, was man machen möchte und dann zurück in einen Job geht, der (natürlich) gewisse Arbeitszeiten, Ziele und Aufgaben voraussetzt, muss man sich hier erst einmal wieder einfinden. Einarbeiten. Orientieren.

Nach etwa einem Monat hatten wir dieses anfängliche Tief aber beide größtenteils wieder überwunden und waren in der Arbeitswelt angekommen. Während Julias Stelle ziemlich ähnlich wie davor war, hatte sich in Lukas‘ Abteilung etwas mehr geändert. So hat er etwas mehr Zeit benötigt, um wieder „reinzukommen“. Einfach aufgrund der internen Prozesse, die sich innerhalb der elf Monate Abwesenheit verändert hatten. Schließlich vergeht die Zeit ja nicht nur für uns, wenn wir auf Reisen sind und alles andere bleibt stehen. Mittlerweile läuft alles wieder wie geschmiert und wir sind zurück in unseren alten Jobs. Die nächsten Projekte stehen an, aber wie viel davon Reisen sein wird, verraten wir hier vorerst nicht. 🙂

Aushang im Naturhistorisches Museum Wien

Fazit

Es gibt auch nach über einem Jahr immer noch einige Alltagssituationen, in denen wir gerne wieder zurück in Asien wären. Andererseits hat auch das Leben in Deutschland Vorteile, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Zum Beispiel was Arbeitsbedingungen angeht, sind wir asiatischen Ländern sehr weit voraus. Wir erleben immer wieder den Wunsch zwischen Hier und Dort zu wechseln, denn in Asien ist das Leben einfach. Aber vermutlich nur aus der Sicht der reichen Europäer.
Wir können aktuell nicht behaupten, dass wir dauerhaft an einem Ort in Asien leben wollen, werden aber auch noch in Zukunft sehr häufig in diese Region zurückkehren, um Urlaub zu machen und vielleicht irgendwann doch wieder eine längere Reise zu unternehmen.

Schön, dass du mit uns diesen kleinen Rückblick erlebt hast.

Bis nächste Woche
Lukas und Julia

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