Von der Straßenkarte zum Smartphone
Da die Zweikoffer bereits vor ihrer Weltreise schon eine Menge Reisen unternommen haben und wir an manchen Orten mit einigen Jahren Abstand schon häufiger waren, dachten wir, es wird einmal Zeit, aus unserer Sicht darüber zu erzählen, wie sich das Reisen mit der Zeit verändert. Nicht nur für uns, sondern auch für manche Länder und welche Vor- und Nachteile das alles mit sich bringt. Das ist kein wissenschaftlicher und mit Belegen gepflasterter Beitrag, sondern eher ein Eindruck, den wir haben, wenn wir einen Ort ein zweites oder sogar drittes Mal besucht haben.
Deshalb haben wir für dich drei Beispiele herausgesucht:
Roadtrip um den Gardasee
Blicken wir einmal zurück zum ersten Roadtrip, den Lukas gemacht hat. Damals (2011) war er gerade 18 und fuhr mit einem Freund zwei Wochen in Italien um den Gardasee. Das ging zum einen noch, ohne groß Unterkünfte vorauszubuchen und zum anderen gab es damals noch kein länderübergreifendes Datenroaming innerhalb Europas. Also ging es relativ zeitnah nach unserer Idee zum Roadtrip los. Im Auto: zwei Zelte, Schlafsäcke, Klamotten für zwei Wochen und eine Straßenkarte.
Auch Julia war bereits als Kind mit Ihren Eltern in Italien und erinnert sich noch ganz gut daran, wie es früher war.
Zum Vergleich: Lukas und Julia waren 2022 auch am Gardasee und sind eine ganz ähnliche Route (mit leichten Abweichungen) gefahren. Auch die Reisezeit war recht ähnlich. Dazu kommt zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Beitragsreihe 🙂
Hier blieb die Straßenkarte zu Hause, denn wir haben mittlerweile alle ein Smartphone mit funktionierender Navigations-App.
Bei diesem Roadtrip hatten wir fast die ganzen Unterkünfte im Voraus gebucht. Um eine gewisse Flexibilität zu haben, ließen wir uns jedoch ein-zwei Nächte frei. Schließlich waren wir außerhalb der Ferienzeit unterwegs und dachten, dass wir da schon etwas finden werden.
Am Ende war es doch schwieriger als gedacht, da die letzten Tage schlechtes Wetter war und viele Unterkünfte früher als sonst schlossen. So wurden häufige Buchungsanfragen abgelehnt und wir mussten mehrere Stunden mit der Suche nach einem Platz für die Nacht verbringen.
Millionenmetropole Toyko
Lukas war 2023 zum zweiten Mal in Toyko. Hier hat sich in dieser Zeit für Touristen viel verbessert und es ist deutlich offener geworden.
Im Vergleich: Als er das letzte Mal 2018 dort war, waren extrem viele Schilder nur mit japanischen Schriftzeichen versehen. Mittlerweile steht darunter die Lautsprache, zumindest in den Buchstaben, wie wir sie auch lesen können. Früher musste man immer mit einem scharfen Auge die Symbole vergleichen und hoffen, dass z. B. beim Busfahren die richtige Haltestelle erwischt wurde. Manche Zeichen sehen sich nämlich verdammt ähnlich. Zudem ist es leichter geworden, sich mit einer Navigationsapp wie Google Maps zurechtzufinden. Früher ging diese eher schlecht als recht und hat eher eine grobe Richtung zum Ziel angezeigt, anstatt des tatsächlichen Wegs. (ähnlich wie es bei unserem Besuch auf Weltreise in Südkorea war)
Zwar sprechen Japaner allgemein recht wenig Englisch, aber auch hier wurde es langsam besser. Zudem helfen Übersetzer-Apps bei der Verständigung, wenn nötig. 2018 waren wir in einem Restaurant essen, in dem niemand Englisch konnte und die Karte ohne Bilder auf Japanisch war. Nach einigen Verständigungsversuchen haben wir bestellt und bekamen richtig Leckeres essen. Lukas weiß aber bis heute nicht, was das eigentlich war 😀
In der heutigen Zeit könnte man einfach sein Smartphone herausholen und mit der Übersetzer-App wenigstens den Namen des Gerichts herausfinden oder die Zutaten von den Kellnern übersetzen lassen.
Eine große (technische) Erleichterung ist auch die App für die besten Zugverbindungen. Gerade in und um Tokyo kann das bei den ganzen verschiedenen Haltestellen und Linien schon einmal unübersichtlich werden.
Ein weiteres Paradebeispiel für Veränderung aufgrund von Tourismus ist der Tsukiji-Fischmarkt. Einer der größten der Welt. Kurz nach Lukas‘ Besuch 2018 wurde er für Touristen geschlossen und ein neuer Fischmarkt gebaut. Ein Grund war, dass hier viele Touristen herkamen und die Fischer bei der Arbeit störten, da sie Transportern den Weg versperrten oder nur Bilder von den Fischen machten, ohne etwas zu kaufen. Damit aber den Platz für die eigentlichen Interessenten blockierten. Mittlerweile gibt es einen neuen Fischmarkt, den Gäste auf vorgegebenen Wegen besuchen können. Diese verlaufen aber häufig recht weit weg vom eigentlichen Geschehen. Schade für die Touristen. Die Leute, die dort arbeiten, haben es aber viel einfacher.
Reise nach Bali
Die größte Veränderung zum Schluss. Lukas war, wie die regelmäßigen Leser vermutlich wissen, bereits 2018 in seinem Auslandssemester auf Bali und Julia hat ihn dort für ein paar Wochen besucht. Auf unserer Weltreise 2023 waren wir erneut für sechs Wochen in Indonesien. Vier davon auf Bali und es ist Wahnsinn, wie sich die Insel in nur fünf Jahren verändert hat. Schon 2018 waren hier recht viele Touristen unterwegs, aber 2023 war es an den meisten Orten, die früher zwar gut besucht, aber immer noch schön waren, einfach voll, touristisch und überteuert.
Die Regierung der Insel baut viel für die Touristen, da sie eine der wichtigsten Einkommensquellen dort sind. Häufig ohne Rücksicht auf die Bewohner oder die Natur. So wurde zum Beispiel gegenüber der Tegalalang-Reisterrassen ein Hotel gebaut, das die ehemals schöne Aussicht auf die Straße und die kleinen Läden….naja…verkackt.
Auf der zu Bali gehörenden Insel Nusa Penida, mit dem berühmten Kelinking-Beach, soll jetzt ein Fahrstuhl gebaut werden, damit alle Touristen in die bisher schwer zugängliche Strandbucht kommen können. Hier war bei unserem letzten Besuch wenigstens ein Ort, der nicht so überfüllt war. Das fällt zukünftig wohl auch weg.
Die malerischen Reisfelder weichen immer mehr dem Bauboom von Hotels und Restaurants für die reichen Besucher aus dem Westen. Wir waren sogar in derselben Unterkunft wie vor fünf Jahren und auch diese war kaum wiederzuerkennen. Früher ein nettes kleines Haus mit vier Zimmern und winzigem Pool. Fünf Jahre später wurde das Nachbargrundstück dazugekauft und weitere Zimmer direkt an das Haus bis aufs nächsten Grundstück angebaut. Mittlerweile mehr Hotel als gemütliches kleines Gasthaus.
Wir waren bei unserem zweiten Besuch von vielen Orten, die wir von früher kannten, regelrecht schockiert und sind froh, dass wir die meisten Tempel nicht noch einmal besuchen mussten. Zwar hätten wir den einen oder anderen gerne noch einmal besucht, aber die Eintrittspreise haben sich zum Teil (für Touristen) verfünffacht, man muss für den Besuch im Tempel oder auch an einem schönen Fotospot ewig anstehen und für das Bild selbst häufig auch noch etwas zahlen, und währenddessen wird man von Verkäufern im Sekundentakt angequatscht, ob man nicht etwas kaufen möchte.
Zum Glück wussten wir bereits, wo sich die meisten Touristen befinden und konnten diese Gegenden zumindest einigermaßen umgehen.
Hinweis: Obwohl das alles recht negativ klingt, glauben wir, dass du bei deinem ersten Besuch auf Bali von der Schönheit der Insel überwältigt sein wirst. Hätten wir den Ort nicht schon früher besucht und wussten, wie er früher ausgesehen hat, wäre uns das alles vermutlich gar nicht so unangenehm aufgefallen.
Zusammenfassung
Wir haben uns jetzt drei Reiseziele herausgepickt. Tatsächlich hatten wir aber auch an vielen anderen Orten einen ähnlichen Eindruck.
Vergleicht man diese Reiseerlebnisse miteinander, kommen wir zu folgendem Schluss:
Positiv im Vergleich zu früher:
Ganz generell kann man sagen, dass das Internet für Reisende eine große Erleichterung ist.
Die oberen Punkte sind Vorteile durch das Internet:
- Vorabinformation und Erfahrungsberichte von anderen Reisenden leicht zugänglich (wie zum Beispiel über diesen Blog hier)
- einfachere Anreise, da innerhalb Europa mittlerweile länderübergreifendes Datenroaming und wir mit Internetnavigation wie Google Maps fahren konnten -> Wobei absolut zu empfehlen ist, dass man auch eine Straßenkarte lesen kann.
- Auch in anderen Ländern kann man bei Buchung des Fahrdienstes über Apps verhindern, dass man bei Taxifahrern überteuerte Preise zahlen muss oder prüfen, ob er die schnellste Route zum Hotel nimmt.
- Einfache (Voraus)Buchung der Unterkünfte über verschiedenste Onlineportale mit riesiger Auswahl.
- Es gibt in Touristenhotspots auch Produkte extra für Touristen, die es in dieser Gegend normalerweise nicht gibt.
- Bessere Erreichbarkeit, z. B. über Kommunikationsapps.
- Man kann über das Internet günstige Flüge finden und selbst buchen (ohne Reisebüro, etc.)
- Mittlerweile sprechen auch in Asien mehr Leute Englisch und man kann sich leichter verständigen.
- Bessere Verfügbarkeit von Geldautomaten bzw. mehr Möglichkeiten, bargeldlos zu zahlen.
- Verkehrswende: Ausbau von Nachtzug-Verbindungen
- Für die Gegend selbst bringt Tourismus zusätzliches Wirtschaftswachstum und bringt Arbeitsplätze sowie Einkommen
- Reisen dient dem Wissenserwerb. Nicht nur für die Besucher, auch für die Einwohner.
Negativ im Vergleich zu früher:
- Social-Media-Ansturm: schöne Orte werden zu Reisehotspots, da sie sich über Social Media schneller verbreiten als früher.
- Steigende Tourismuszahlen, häufig zu Lasten von Umwelt und der ärmeren Bevölkerung. Auch z. B. durch Billigflüge.
- Ungleich verteiltes Einkommen über Tourismus. Z. B. durch zu viele Airbnb-Wohnungen. Diese fehlen zum Teil den eigentlichen Bewohnern. Dadurch werden Mieten für andere Wohnungen in die Höhe getrieben. Ein weiteres Problem könnte die Überförderung der Infrastruktur durch erhöhtes Verkehrsaufkommen sein.
- Steigende Preise aufgrund von „reichen“ Touristen.
- Das „Abenteuerfeeling“ bleibt bei den meisten Reisezielen heutzutage etwas auf der Strecke und ein individuelles Reiseerlebnis nur noch begrenzt möglich.
- Verwässerung von Kultur, da sie für Touristen z.B. durch Shows und Vorstellungen angepasst wird. Was kein Geld bringt, verschwindet häufig von der Landkarte.
Fazit
Reisen bringt einige Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass man diese kennt. Wir wollen mit diesem Beitrag ein wenig Bewusstsein erzeugen, dass die Möglichkeit zu reisen, ein Privileg ist das vor allem den reichen westlichen Ländern vorbehalten ist. In Vietnam haben wir von einem Mädchen gehört, das in den Bergen lebt, dass ihr größter Wunsch es ist, das (mit dem Roller ca. zwei bis drei Stunden entfernte) Meer einmal zu sehen. Aber die Familie ist zu arm, um mit ihr dorthin zu fahren.
In den letzten Jahren gab es viele Errungenschaften, die das Reisen einfacher, sicherer und angenehmer machen. Auf der Kehrseite steht jedoch, dass manche Orte mit dem schnellen Touristenzuwachs nicht mithalten können und daher vor ökologischen und ökonomischen Problemen stehen, die es zu bewältigen gilt.
Wir freuen uns auf jeden Fall auch darauf, in Zukunft auch mit dem Nachtzug einmal durch Europa reisen zu können.
Nächste Woche gibt es wieder einen Reiseziel-Bericht 🙂
Bis dann!
Lukas und Julia