42. Ziel: Sevilla

Fantastische Fliesen und Christoph Kolumbus

Hola!
Für die nächsten Tage waren wir in Sevilla. Die Stadt wurde angeblich vom griechischen Helden Herakles gegründet. Außerdem haben wir ein UNESCO-Weltkulturerbe besucht, welches unserer Meinung nach ähnlich beeindruckend war wie die Alhambra in Granada, und zudem waren wir in der größten gotischen Kirche Spaniens. Sie war so groß, dass es darin sogar Wegweiser gab. Aber wir nehmen mal nicht zu viel vorweg. Viel Spaß beim Lesen 🙂

Entspannte eineinhalb Stunden Fahrt führen uns von Córdoba nach Sevilla. Was uns zuerst auffiel: Die Unterkünfte in Sevilla waren etwas teurer als bei unseren bisherigen Stopps auf der Reise. Wir hatten dennoch ein schönes Hotel, etwas außerhalb der Stadt. Immerhin gab es in der Nähe eine S-Bahn-Station. Wir konnten entweder 30 Minuten dorthin laufen oder mit dem Auto fahren, da es davor einen großen Parkplatz gab. Mit der S-Bahn selbst fuhren wir noch einmal etwa 20-30 Minuten bis zur Innenstadt (Haltestelle: Puerta Jerez). Das Bahn-Fahren war ziemlich einfach. Man am Automaten gab die Zone ein, in der die Endhaltestelle lag und bekam dann eine wiederaufladbare Papierkarte mit Magnetstreifen. Die Bahn war häufig zwar sehr voll, aber nach ein paar Haltestellen bekamen wir meistens einen Sitzplatz.

Decke im Alcazar

Ersteindruck von Sevilla

Hier war ganz schön was los. Da wir an einem Samstagnachmittag in der Stadt ankamen, war auf den Straßen der Innenstadt richtig viel los. Es gab zudem einen Protestmarsch oder eine Parade(?), und etwas weiter hinten wurde auf einer großen Bühne inmitten von Schaulustigen der Start der „Japan Week“ verkündet. Also eine japanische Themenwoche, die hier stattfand. (Entsprechend viele Japaner waren auch in der Stadt). Nebengassen hier sind ähnlich schmal wie in Granada, aber die großen Einkaufsstraßen sind breit und es gibt viele Plätze, die zum Verweilen einladen. So gesehen gefiel uns hier die Stadt auf jeden Fall besser als Granada. Málaga ist bis jetzt aber immer noch unser Favorit.
In Sevilla liefen wir auf der Suche nach einem Restaurant direkt in eine etwas überteuerte Gasse. Wir bogen in eine Seitenstraße ab, in der es dutzende Restaurants nebeneinander gab. Zu Beginn war hier noch relativ wenig los und wir teilten uns eines der Nationalgerichte – eine Paella. Das Essen war ganz okay, der Preis etwas zu teuer. Während wir aßen, strömten immer mehr Leute in umliegende Restaurants und auch in das, in dem wir gerade aßen. Uns fiel auf, dass fast alle Kunden um uns herum nur Englisch sprachen und kein Spanisch. Außerdem lief alle paar Minuten ein Straßenkünstler mit seiner Gitarre durch die Straße, trällerte eher schlecht als recht ein paar Lieder und wollte dafür Geld haben. Der erste Musiker war ja ganz nett, aber nachdem sie in einem Zehnminutentakt zwischen den Tischen hindurchliefen, wurde es ziemlich schnell anstrengend. Schnell haben wir bezahlt und flüchteten aus der Touristenfalle. Im Nachhinein haben wir noch einmal auf Google Maps die Restaurantbewertungen der gesamten Calle Albareda überprüft und bei den meisten fand man in den Kommentaren häufig, dass dieser Ort auf Touristen ausgelegt ist. Schade. Das ist etwas,, das uns in Sevilla relativ stark aufgefallen ist: Vieles in der Stadt ist extra für Touristen ausgelegt. Dessen muss man sich bei einem Besuch hier einfach bewusst sein. Es ist aber auch kein Wunder, da es sich um die viertgrößte Stadt in Spanien handelt.

Ausblick vom Giralda

Sehenswürdigkeiten

Sevilla hat ein wahres Füllhorn an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ein paar haben wir vorab über Get Your Guide gebucht. Andere haben wir eher zufällig gefunden.

Für 16 Euro pro Person haben wir uns bereits vorab ein Ticket über Get Your Guide gebucht, um die berühmte Kathedrale von Sevilla zu besuchen. Mit dabei war der Eintritt in den knapp 97 Meter hohen Giralda-Glockenturm. Das Ticket wurde ausdrücklich als „Skip-the-Line“-Ticket bezeichnet und warb damit, nicht anstehen zu müssen. Natürlich hatte fast jeder so ein Ticket und man musste dennoch anstehen. Deshalb sollte man immer ein paar Minuten früher am Eingang sein. Nachdem man sein Ticket vorgezeigt hatte, wurde man zum Giralda-Turm weitergeleitet. Der Turm selbst hat keine Stufen, aber die Steigung der Rampe im Inneren wird nach einer Weile ganz schön anstrengend. Oben angekommen erwartet man einen spektakulären Blick über Sevilla, doch sowohl der Ausblick konnte uns nicht ganz überzeugen, als auch das feinmaschige Drahtnetz, das auf fast jedem Foto zu sehen ist (vermutlich damit nichts runterfällt, aber es stört einfach ziemlich den Ausblick. Hier hätte man die Maschen einfach etwas weiter machen können).
Der Abstieg vom Giralda war ebenfalls nicht sehr angenehm. Zum einen blieben die Menschen vor einem ständig stehen, um ein Foto aus einem der Fenster im Turm zu machen (logisch, die sahen auch besser aus, als die von der Spitze, mit einem Maschendraht-Netz davor), aber überholen konnte man sie auch nicht wirklich, da bereits von unten neue Besucher den Turm in einer endlosen Schlange hinaufstiegen. Auf den Giralda hätten wir definitiv verzichten können.

Die Kathedrale von Sevilla selbst war riesig. Wir hatten zwar schon einige Kirchen gesehen, aber diese hatte noch einmal eine andere Dimension. Es gab einen beeindruckenden, gigantischen Altar und meisterhafte Buntglasfenster mit biblischen Szenen. In den Kreuzgängen waren kleine Höfe, prunkvoll verzierte Räume und alte Bücher hinter Glas zu finden. Zudem waren einige historische Kleidungsstücke ausgestellt. z.B. der Regenmantel, den Carlos der Fünfte (vermutlich der, der auch einen Palast in Granada bauen ließ) während seiner Krönungszeremonie 1520 in Aachen trug.
Es gab sogar mehrere Wegweiser, die zu den Sehenswürdigkeiten innerhalb der Kathedrale führten. So fanden wir heraus, dass sich hier der Sarkophag des Christoph Kolumbus befindet. Das war tatsächlich ziemlich spannend. Schließlich hat fast jeder schon einmal von dem italienischen Seefahrer in kastilischen Diensten gehört, der im Jahre 1492 Amerika wiederentdeckte. Entsprechend viele Touristen befanden sich auch dort um sein Denkmal, welches symbolisieren soll, dass auch seine sterblichen Überreste „gereist“ sind. Zuerst wurde Kolumbus nach Sevilla gebracht. Später auf Wunsch seines Enkels in die Kathedrale von Santo Domingo (heutige Dom. Rep), da man seine Überreste den Franzosen mit der Übernahme der Insel nicht überlassen wollte, kamen sie mit nach Havanna, bis sie letztendlich mit dem Abzug der Spanier aus Kuba 1898 wieder nach Sevilla überführt wurden. 2006 wurde die Echtheit seiner sterblichen Überreste mittels eines DNA-Abgleichs von Kolumbus`Bruder und seinem Sohn bestätigt.

Am nächsten Tag besuchten wir den königlichen Alcazar von Sevilla. Ticketpreis über Get Your Guide betrug 18,50 Euro pro Person. Der Palast hat ebenso wie die Alhambra eine maurische Baugeschichte und wird auch heute noch von der spanischen Königsfamilie als offizielle Residenz genutzt, wenn sie sich in Sevilla aufhält. Der Palast wurde von Muslimen erbaut, die unter einer nichtmuslimischen Herrschaft standen. Diese Muslime nennt man Mudejaren und gilt als eines der prägendsten Bauwerke dieser Bevölkerungsgruppe.
Zugegeben: nachdem uns der Eintrittspreis für die Kathedrale von Sevilla etwas überteuert erschienen war, hatten wir keine großen Erwartungen an den Alcazar. Dennoch wurden wir überrascht. Die Gebäude sind auch hier fantastische Beispiele der maurischen Baukunst. Es gab viele Gärten, die fast schon magisch aussahen und überall in den Räumen hingen Bilder, welche aus bunten Fliesen (Azulejos) zusammengesetzt waren. Wir verbrachten hier fast drei Stunden, bis wir alles gesehen hatten. Es gab in den Gärten überall kleine, abgeschiedene Ruheoasen und zum Teil liefen hier einfach Pfauen frei herum.
Übrigens: Auch hier wurden die Gärten als Hintergrund für die Wassergärten in der Serie Game of Thornes genutzt.

Tatsächlich wollten wir euch nicht zu viel historisches Hintergrundwissen zumuten. Aber da es so viele fantastische Bilder aus dem Alcazar gab, machen wir einfach noch einen weiteren Unterpunkt für Sehenswürdigkeiten.
Während wir durch die Stadt schlenderten, entdeckten wir eine Statue des Malers Velazques. Außerdem in der Nähe der Kathedrale eine Statue von Papst Johannes Paul II.
Auf der anderen Seite der Innenstadt entdeckten wir das Bauwerk Setas de Sevilla. Eine Art moderne Überdachung für einen Marktplatz(?) sowie ganz in der nähe unserer S-Bahn-Station den Torre del Oro (Goldturm). Mittels dieses Turms konnte eine schwere Metallkette, die unter Wasser verlief, straff gezogen werden und so Sevilla gegen flussaufwärts fahrende Kriegsschiffe schützen. Am Platza la Alameda befanden sich zwei Statuen auf erhöhtem Sockel. Sie stellen einmal Hercules und Julius Cäsar dar. Wie bereits zu Beginn des Beitrags erwähnt, wurde der Legende nach Sevilla vom Helden Herakles (altgriech. übersetzt) bzw. Herkules (lat. übersetzt) gegründet.

Kulinarik

Abgesehen von unserem ersten Restaurantbesuch, hatten wir in Sevilla eigentlich nur gute Erfahrungen.

Etwas außerhalb der Stadt entdeckten wir einen kleinen Coffeeshop mit nur drei Tischen im Inneren. Der Kaffee im MUY Coffee war wirklich ausgezeichnet. Der Besitzer hat einige Zeit in Berlin gelebt und konnte daher auch ziemlich gut Deutsch. Ein anderes Café war das Delatribu. Hier war der Kaffee auch sehr gut, aber es gab ihn nur in Pappbechern und To-Go. ( 🙁 )

In der Nähe unserer S-Bahn-Station befand sich auch ein Mexikaner mit sehr kreativer Einrichtung. Im Ta’Kool haben wir auf jeden Fall ein paar verdammt gute Burriots und Quesedillas bekommen.
Churros gab es übrigens auch hier in Südspanien massenweise. Die beste Anlaufstelle war der Laden Kokuchurro. Den haben wir uns auch nicht entgehen lassen. Frittierter Teig mit Zimt und Zucker und einem dickflüssigen Kakao zum Dippen. Definitiv Lecker, aber vermutlich nicht allzu gesund. 😀 Empanadas haben wir natürlich auch immer wieder als Snack gekauft und diesmal haben wir uns auch von einem Straßenstand ein Stück Pizza gegönnt.
Da nicht nur die Unterkunft, sondern vor allem ein Hauptgericht zu essen in Sevilla teurer war als gewohnt, haben wir uns einen Tag auch nur Bagels mit einer Packung Frischkäse gekauft und die im Hotel gegessen 🙂

Weitere Empfehlungen, die wir für Sevilla bekommen haben, sind die Bodeguita Casablanca, die Bodega Santa Cruz und die Bodeguita Reyes Antonio Romero. Wir haben unser Glück an zwei von drei Restaurants versucht, aber haben hier keinen Platz bekommen. Vielleicht klappt es ja bei dir oder du kannst einen Platz reservieren. Für einen Snack bietet sich zudem auch das 100 montaditos an.

Weitere Eindrücke von Sevilla

Da Sevilla ziemlich genau die Hälfte unserer bisherigen Reisezeit markiert hat. Kamen wir nicht drumherum, einmal Wäsche zu waschen. (Wir hatten ja schließlich nur Handgepäck dabei.) Als wir im Hotel fragten, wie viel das kostet, sagte uns die Dame an der Rezeption, dass wir bei 15 Euro pro Kilo sind. Das war uns zu teuer, deshalb haben wir die Klamotten kurzerhand selbst im Waschbecken gewaschen und zum trocknen auf unserem Balkon ausgelegt. Da noch gut Sonne schien, war auch wirklich alles am nächsten Tag schon wieder trocken.

Ansonsten war Sevilla wirklich eine interessante Stadt, welche nicht unbedingt mit vielen großen Sehenswürdigkeiten protzt, aber immer mal wieder gemütliche kleine Ecken oder Plätze für die Leute bereithält.

Was für uns ganz besonders war
Dass der königliche Alcazar so viel zu sehen bietet, hatten wir nicht erwartet. Wir hatten uns zuerst etwas darüber geärgert, dass wir die Nasridenpaläste der Alhambra nicht besuchen konnten, hatten aber das Gefühl, dass wir mit dem Besuch des Alcazar einen würdigen Ersatz gefunden haben. Um hier einen Zeitslot zu ergattern, sollte man auch vorab sein Ticket online buchen. Es braucht aber keine drei oder vier Wochen Vorlauf, wie bei der Alhambra.

Für deine Reiseplanung
Wir haben drei volle Tage in Sevilla verbracht und diese gut gefüllt bekommen. Für die Hauptsehenswürdigkeiten würden wir dir mindestens zwei volle Tage empfehlen. Besser wären jedoch drei oder wenn du eher gemütlich unterwegs bist sogar vier. Falls du eine Unterkunft mitten im Stadtzentrum hast, genügt vielleicht auch etwas kürzer, da wir mindestens eine Stunde für den Weg in die Stadt und wieder hinaus benötigt haben. Wenn dich Kirchen interessieren, ist die Kathedrale ein Muss. Wir würden aber, sofern wir noch einmal nach Sevilla kommen, eher den Alcazar erneut besuchen und die Kathedrale beim nächsten Mal auslassen. Du solltest zudem bedenken, dass Sevilla etwas teuer als andere Orte Andalusiens ist. Entsprechend wirkt sich ein längerer Aufenthalt auch mehr auf dein Budget als in anderen Städten aus.

Das war unser Besuch in Sevilla. Hier ließ es sich definitiv aushalten. Die Hälfte der Spanien-Reise ist vorüber, aber zwei Stopps haben wir noch, bevor es wieder nach Hause geht. Bleibt dran und bis nächste Woche!

Hasta luego!
Julia und Lukas

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